Andreas Hahn, Michael Schlensker
und
Thomas Höcker
im DRK-Hilfezentrum
|
Eigentlich hätten Andreas Hahn, Michael Schlensker und
Thomas Höcker schon Feierabend. Dennoch nehmen sie sich um 19 Uhr gerne die
Zeit, um dem Mann vom DRK-Magazin ihre Geschichte zu erzählen. Es die
Geschichte ihres ehrenamtlichen Einsatzes in den Einsatzeinheiten des
Kreisverbandes, in den sie geschätzt 2000 bis 3000 Stunden ihrer Freizeit
investieren.
„Andere gehen zum Fußballtraining. Wir gehen zur
Einsatzeinheit des Roten Kreuzes“, sagt Michael Schlensker. Der 41-jährige
Verkehrssicherungsmonteur, der beruflich für die Baustellensicherung auf den
Straßen Nordrhein-Westfalens sorgt, leitet als Zugführer die zweite
Einsatzeinheit des Kreisverbandes. Der 36-jährige Bürokaufmann Thomas Höcker
kam vor knapp zwei Jahren von der DRK-Wassermacht, wo er als Technischer Leiter
agiert, als stellvertretender Zugführer zur dritten Einsatzeinheit des Mülheimer
DRKs. Und der 54-jährige Andreas Hahn, der als Erste-Hilfe-Ausbilder beim
Kreisverband arbeitet, gehört bereits seit Anfang der 1980er Jahre zur
Rot-Kreuz-Familie. „Eine Nachbarin hat mich mitgenommen“, erinnert sich Hahn.
Unvergesslich sind dem Zugführer der ersten Einsatzeinheit die Jahre 1989 und
1990, als er bei der Betreuung von DDR-Übersiedlern seine spätere Frau
kennenlernte.
„Freundschaft und Kameradschaft“, begeistern auch Thomas
Höcker bei seiner ehrenamtlichen Führungsarbeit in der dritten Einsatzeinheit.
„Als ich vor einiger Zeit umziehen musste, hatte ich keine Probleme Helfer zu
finden, die mit anfassen“, erzählt er und vergleicht die Einsatzeinheiten des
Roten Kreuzes, denen jeweils 66 Männer und Frauen angehören mit einer
Fußballmannschaft. „Was wir leisten, ist Teamsport“, sagt Höcker, der sich 1995
von einem Schulfreund zum DRK mitnehmen ließ.
„Das ist schon enorm, dass so viele Leute allein im letzten
Jahr insgesamt 35.000 Dienststunden ehrenamtlich abgeleistet haben“, findet
Andreas Hahn. Ihre Dienststunden verbringen die Rotkreuzler aus den
Einsatzeinheiten zum Beispiel beim Rosenmontagszug, beim Jugendfest Voll die
Ruhr, bei der Herbstkirmes, beim Badminton-Turnier in der Innogy-Halle oder auch
beim Mülheimer Firmen- und beim Ruhrauenlauf. Lebhaft vor Augen hat Hahn den
Ela-Einsatz im Juni 2014, als er mit seinen Kollegen in der Stadthalle dreimal
täglich 1300 Feuerwehrleute versorgen musste, die nach dem Pfingststurm und dem
großen Baumsterben auf Mülheims Straßen alle Hände voll zu tun hatten. „Das
lief wie am Schnürchen, weil wir Hand in Hand arbeiteten. So waren nach jeweils
einer halben Stunde alle Feuerwehrleute versorgt“, berichtet Hahn mit
leuchtenden Augen.
„Solche Routine kommt nicht von ungefähr. Wir üben jeden
Handgriff immer wieder bei unseren Dienstabenden, zu denen wir uns alle 14 Tage
zwischen 18 und 22 Uhr in unserer Wache an der Hansastraße treffen“, erzählt
Michael Schlensker, der sich 1993 bei einem Erste-Hilfe-Kurs von seinem
heutigen Zugführer-Kollegen Andreas Hahn für das Rote Kreuz gewinnen ließ und
es bis heute nicht bereut hat. Zeltaufbau, Einrichtung eines
Patientenablageplatzes, Blaulichtfahrt, Erstversorgung, Aufbau eines
Ersatzstromnetzes, Aufbau eines Verpflegungs-Buffetts, Handhabung von
Sauerstoffgeräten und AEDs, die bei der Wiederbelebung von Patienten eingesetzt
werden sind nur einige Beispiele aus dem Einmal-Eins der Einsatzeinheiten, dass
bei den Dienstabenden gebetsmühlenartig wiederholt wird. Das Prinzip „Übung
macht den Meister“ haben die Einsatzeinheiten nicht nur bei der Erstversorgung
der Flüchtlinge an der Lehner- und an der Mintarder Straße, sondern auch
jenseits der Stadtgrenzen, etwa bei den Schul- und Viertels-Zügen in der
Karnevalsmetropole Köln oder beim Hochwassereinsatz an der Elbe in Magdeburg in
die Tat umgesetzt.
Das theoretische und praktische Fachwissen für ihre
Einsätze, eigenen sich Hahns, Schlenskers und Höckers Kollegen, die auch beim
Love-Parade-Unglück 2010 in Bereitschaftsalarm versetzt wurden, nicht nur bei
ihren Dienstabenden, sondern auch bei Wochenendlehrgängen an, die jeweils auch
die Bereiche Sanitätsdienst, Betreuungsdienst, Führungsaufgaben und technisches
Gerät beziehen. „Wir haben sehr motivierte Leute, die im Laufe der Zeit auch
unterschiedliche Lehrgänge absolvieren, so dass wir in den Einsatzeinheiten
Trupps für Betreuungs,- Sanitäts,- Führungs,- Technik- und Sicherheitsaufgaben
haben, aber im Ernstfall jeder den anderen vertreten und auch jenseits seines
eigenen Diensttrupps helfen kann“, erklärt Thomas Höcker das bei den
Einsatzeinheiten praktizierte Prinzip: „Alle für einen und einer für alle.“
Hahn, Höcker und Schlensker haben bisher – und das
begeistert sie selbst – bisher noch keinen Einsatz erlebt, bei dem die Personaldecke
am Ende zu kurz gewesen wäre, obwohl ihre Helfer-Kollegen, wie sie selbst, den
Einsatz in den Einsatzeinheiten neben Beruf und Familie als Hobby betreiben,
dass aber sehr solidarisch, intensiv und professionell. Bei soviel Nähe und
Zusammenhalt wundert es nicht, dass in den Einsatzeinheiten auch schon mancher
Topf seinen Deckel gefunden hat, und das nicht nur beim Betreuungsdienst.Dieser Text erschien im DRK-Magazin 1/2019
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen