Montag, 8. April 2019

„Andere gehen zum Fußballtraining. Wir gehen zur Einsatzeinheit des Roten Kreuzes“


Andreas Hahn, Michael Schlensker
und Thomas Höcker
im DRK-Hilfezentrum
Eigentlich hätten Andreas Hahn, Michael Schlensker und Thomas Höcker schon Feierabend. Dennoch nehmen sie sich um 19 Uhr gerne die Zeit, um dem Mann vom DRK-Magazin ihre Geschichte zu erzählen. Es die Geschichte ihres ehrenamtlichen Einsatzes in den Einsatzeinheiten des Kreisverbandes, in den sie geschätzt 2000 bis 3000 Stunden ihrer Freizeit investieren.

„Andere gehen zum Fußballtraining. Wir gehen zur Einsatzeinheit des Roten Kreuzes“, sagt Michael Schlensker. Der 41-jährige Verkehrssicherungsmonteur, der beruflich für die Baustellensicherung auf den Straßen Nordrhein-Westfalens sorgt, leitet als Zugführer die zweite Einsatzeinheit des Kreisverbandes. Der 36-jährige Bürokaufmann Thomas Höcker kam vor knapp zwei Jahren von der DRK-Wassermacht, wo er als Technischer Leiter agiert, als stellvertretender Zugführer zur dritten Einsatzeinheit des Mülheimer DRKs. Und der 54-jährige Andreas Hahn, der als Erste-Hilfe-Ausbilder beim Kreisverband arbeitet, gehört bereits seit Anfang der 1980er Jahre zur Rot-Kreuz-Familie. „Eine Nachbarin hat mich mitgenommen“, erinnert sich Hahn. Unvergesslich sind dem Zugführer der ersten Einsatzeinheit die Jahre 1989 und 1990, als er bei der Betreuung von DDR-Übersiedlern seine spätere Frau kennenlernte.

„Freundschaft und Kameradschaft“, begeistern auch Thomas Höcker bei seiner ehrenamtlichen Führungsarbeit in der dritten Einsatzeinheit. „Als ich vor einiger Zeit umziehen musste, hatte ich keine Probleme Helfer zu finden, die mit anfassen“, erzählt er und vergleicht die Einsatzeinheiten des Roten Kreuzes, denen jeweils 66 Männer und Frauen angehören mit einer Fußballmannschaft. „Was wir leisten, ist Teamsport“, sagt Höcker, der sich 1995 von einem Schulfreund zum DRK mitnehmen ließ.

„Das ist schon enorm, dass so viele Leute allein im letzten Jahr insgesamt 35.000 Dienststunden ehrenamtlich abgeleistet haben“, findet Andreas Hahn. Ihre Dienststunden verbringen die Rotkreuzler aus den Einsatzeinheiten zum Beispiel beim Rosenmontagszug, beim Jugendfest Voll die Ruhr, bei der Herbstkirmes, beim Badminton-Turnier in der Innogy-Halle oder auch beim Mülheimer Firmen- und beim Ruhrauenlauf. Lebhaft vor Augen hat Hahn den Ela-Einsatz im Juni 2014, als er mit seinen Kollegen in der Stadthalle dreimal täglich 1300 Feuerwehrleute versorgen musste, die nach dem Pfingststurm und dem großen Baumsterben auf Mülheims Straßen alle Hände voll zu tun hatten. „Das lief wie am Schnürchen, weil wir Hand in Hand arbeiteten. So waren nach jeweils einer halben Stunde alle Feuerwehrleute versorgt“, berichtet Hahn mit leuchtenden Augen.

„Solche Routine kommt nicht von ungefähr. Wir üben jeden Handgriff immer wieder bei unseren Dienstabenden, zu denen wir uns alle 14 Tage zwischen 18 und 22 Uhr in unserer Wache an der Hansastraße treffen“, erzählt Michael Schlensker, der sich 1993 bei einem Erste-Hilfe-Kurs von seinem heutigen Zugführer-Kollegen Andreas Hahn für das Rote Kreuz gewinnen ließ und es bis heute nicht bereut hat. Zeltaufbau, Einrichtung eines Patientenablageplatzes, Blaulichtfahrt, Erstversorgung, Aufbau eines Ersatzstromnetzes, Aufbau eines Verpflegungs-Buffetts, Handhabung von Sauerstoffgeräten und AEDs, die bei der Wiederbelebung von Patienten eingesetzt werden sind nur einige Beispiele aus dem Einmal-Eins der Einsatzeinheiten, dass bei den Dienstabenden gebetsmühlenartig wiederholt wird. Das Prinzip „Übung macht den Meister“ haben die Einsatzeinheiten nicht nur bei der Erstversorgung der Flüchtlinge an der Lehner- und an der Mintarder Straße, sondern auch jenseits der Stadtgrenzen, etwa bei den Schul- und Viertels-Zügen in der Karnevalsmetropole Köln oder beim Hochwassereinsatz an der Elbe in Magdeburg in die Tat umgesetzt.

Das theoretische und praktische Fachwissen für ihre Einsätze, eigenen sich Hahns, Schlenskers und Höckers Kollegen, die auch beim Love-Parade-Unglück 2010 in Bereitschaftsalarm versetzt wurden, nicht nur bei ihren Dienstabenden, sondern auch bei Wochenendlehrgängen an, die jeweils auch die Bereiche Sanitätsdienst, Betreuungsdienst, Führungsaufgaben und technisches Gerät beziehen. „Wir haben sehr motivierte Leute, die im Laufe der Zeit auch unterschiedliche Lehrgänge absolvieren, so dass wir in den Einsatzeinheiten Trupps für Betreuungs,- Sanitäts,- Führungs,- Technik- und Sicherheitsaufgaben haben, aber im Ernstfall jeder den anderen vertreten und auch jenseits seines eigenen Diensttrupps helfen kann“, erklärt Thomas Höcker das bei den Einsatzeinheiten praktizierte Prinzip: „Alle für einen und einer für alle.“
Hahn, Höcker und Schlensker haben bisher – und das begeistert sie selbst – bisher noch keinen Einsatz erlebt, bei dem die Personaldecke am Ende zu kurz gewesen wäre, obwohl ihre Helfer-Kollegen, wie sie selbst, den Einsatz in den Einsatzeinheiten neben Beruf und Familie als Hobby betreiben, dass aber sehr solidarisch, intensiv und professionell. Bei soviel Nähe und Zusammenhalt wundert es nicht, dass in den Einsatzeinheiten auch schon mancher Topf seinen Deckel gefunden hat, und das nicht nur beim Betreuungsdienst.

Dieser Text erschien im DRK-Magazin 1/2019

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