Montag, 22. April 2019

Die Kunst des Kompromisses


Nathanael Liminski in St. Mariae Geburt
Zum Beginn der Karwoche haben die Pfarrgemeinde St. Mariae Geburt und der evangelische Kirchenkreis An der Ruhr zu einer ökumenischen Trauermette eingeladen. In seiner Kanzelrede plädierte der Leiter der NRW-Staatskanzlei, Nathanael Liminski, „die Kunst des Kompromisses“ und die Fähigkeit zum Konsens gegen alle Anfechtungen politischer Populisten zu verteidigen, die  vielen Menschen in Zeiten historischer Umbrüche mit ihren „Maximalforderungen und scheinbar einfachen Lösungen auf den ersten Blick oft attraktiv erscheinen.“

An den Beispielen der europäischen Integration, der Ost- und Entspannungspoltik, der Nato-Nachrüstung, der Vertiefung der europäischen Integration und ganz aktuell am Beispiel des von einer gesellschaftlich repräsentativ besetzten 28-köpfigen Kommission ausgehandelten Kompromisses zum Ausstieg aus dem Braun- und Steinkohlenbergbau machte Liminiski deutlich, „dass Konsens und Kompromiss kein Zeichen der Schwäche, sondern der Stärke und das politische Erfolgsrezept der Bundesrepublik in den letzten 70 Jahren ist.“

Auch die großen gesellschaftlichen Zukunftsfragen der Digitalisierung, des Klimawandels, der Zukunft Europas und des demografischen Wandels sind nach Ansicht Liminskis nur auf der Basis des demokratisch ausgehandelten Konsenses und Kompromisses verantwortungsvoll und zielführend. Der Chef der Staatskanzlei bekannte sich zum Prinzip der politischen Volksparteien, die einen Interessenausgleich zwischen den unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen herstellen und damit die Grundlage „für eine Politik legen, die Handlungsfähigkeit beweist, Zusammenhalt stiftet und Orientierung gibt.“ Nathanael Liminiski rief seine etwa 200 Zuhörer in der katholischen Stadtkirche an der Althofstraße dazu auf, die Wahl des Europäischen Parlaments am 26. Mai „zu einem Referendum für mehr Europa und für die politische Kunst des Kompromisses und des Konsenses“ zu machen.

Superintendent Gerald Hillebrand und Stadtdechant Michael Janßen würdigten Liminskis Kanzelrede in St. Mariae Geburt als „eine Bußpredigt im besten Sinne des Wortes, weil sie uns im Geist der Karwoche dazu einladen, inne zu halten, eigene Positionen zu überdenken, umzukehren und neu anzufangen.“

Der 32-jährige Jurist, Historiker und Politikwissenschaftler Nathanael Liminski leitet die NRW-Staatskanzlei seit dem 30. Juni 2017. Zuvor führte er drei Jahre lang die Geschäfte der CDU-Landtagsfraktion. Nach seinem Studium begann der Sohn des katholischen Journalisten Jürgen Liminski 2010 seinen beruflichen Werdegang als Referent im Planungsstab der hessischen Staatskanzlei. Anschließend war der verheiratete Vater von drei Kindern als Referent in den Bundesministerien für Verteidigung und Inneres tätig.


Dieser Text erschien am 20. April 2019 im Neuen Ruhrwort

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