Ein Freund überraschte mich jetzt mit der Einladung zu
seinem rund Geburtstag. Die Einladung selbst überraschte mich nicht. Doch die
Tatsache, dass das Geburtstagskind, das inzwischen auch zu den reiferen
Menschenkindern gehört, seinen besonderen Ehrentag in einem Zirkuszelt und im
Rahmen eines Mitmachzirkus feiern möchte überraschte mich dann doch.
Vielleicht wächst ja mit zunehmenden Alter die Sehnsucht
nach der immer länger zurückliegenden Kindheit, in der man sich arglos für
Zirkus begeistern konnte, weil man noch keine Ahnung davon hatte, welchen
Zirkus man im Laufe seines Lebens noch erleben und welche Drahtseilakte man
noch zu vollführen haben werde.
Jetzt sitze ich hier, ich armer Tropf und mach mir einen
Kopf. Spontan neige ich ja eher zur Clownerie als zur Akrobatik. Denn ich habe
noch die sorgenvollen Worte meines Sportlehrers im Kopf, der mir bei
anspruchsvollen Leibesübungen riet: „Nimm dir Zeit und nicht das Leben!“
Zu Bruchlandungen und Verrenkungen fragen Sie meinen Arzt
oder Apotheker. Da ist mir der Clown schon lieber, der sich und andere zum
Lachen bringt, auch wenn ihm manchmal zum Weinen ist, weil er nicht erst seit
Joachim Ringelnatz weiß, dass Humor der Knopf ist, der verhindert, dass uns der
Kragen platzt. Genau diesen heilsamen Humor wünsche ich uns allen, damit wir im
Angesicht so vieler lächerlicher, aber leider nicht humorvollen und
unterhaltsamen Clowns und Akrobaten im kleinen und großen Zirkus der
Weltgeschichte, dass Lachen und die Lebensfreude nicht verlernen.
Dieser Text erschien am 20. April 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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