Hauptdarstellerin Nadine Reuth (als Doloris
van Cartier) und Martin Lennertz (als Lieutnant Parker)
Foto: Walter Schernstein
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„Das war ganz großes Theater“, lobt der Verwaltungschef des
Evangelischen Krankenhauses, Nils Krog, die Schauspieler des Backsteintheaters,
nachdem sie die Premiere der musikalischen Komödie „Eine himmlische Karriere“
über die Bühne gebracht haben. Die Zuschauer im vollbesetzten
Krankenhaus-Kasino bestätigen mit stehenden Ovationen für das Ensemble um
Regisseur Michael Bohn Krogs Urteil.
Die Theaterfreunde erleben an diesem Abend eine temporeiche
Komödie, die mit urkomischen und emotionalen Momenten alles zu bieten hat, was
Kinofans aus dem 1992 gedrehten Welterfolg „Sister Act“ mit Whoopi Goldberg in
der Hauptrolle der Doloris kennen und lieben. An diesem Abend verkörpert Nadine
Reuth wunderbar die Gangster-Braut, die sich als Kronzeugin als Nonne in einem
Kloster verstecken muss und dort zunächst einen Kulturschock erleidet, ehe sie
für ein Kulturwunder sorgt und den erstaunlich schräg singenden Klosterchor
ihrer Mitschwestern in eine mitreißende Girls-Group verwandelt, „die die Bude
vollkriegt wie in Las Vegas“.
Dass die professionellen Amateur-Schauspieler des
Backsteintheaters an den musikalischen Herausforderungen der fröhlich-frommen
Komödie nicht scheitern, sondern über sich hinauswachsen, ist das Verdienst von
Marie Zipp-Timmer. Sie kann als Schwester Mary Robert, etwa mit ihrem Lied
„Meine Sehnsucht brachte mich hier her“ ihre Gesangsausbildung ausspielen und
ihre Mitspieler mit ihrem Können musikalisch fit machen. So wird nicht nur der
Sister-Act-Ohrwurm „I will follow him“ auch auf der Backstein-Bühne im
Evangelischen Krankenhaus ein himmlisches Klangerlebnis Marke Gänsehaut.
Ein echter Hingucker auf der Kasino-Bühne ist nicht nur
Anna-Joy Yeboah, die wie geschaffen für die Rolle der immer fröhlichen
Schwester Mary Patrick ist. Das Hinschauen lohnt sich auch bei den von
Charlotte Leimbrock gemalten und per Videobeamer auf eine Leinwand geworfenen
Bühnenbilder, die das bewusst minimalistisch gestaltete Bühnenpanorama wie das
Tüpfelchen auf dem i abrundet. Ein I-Tüpfelchen lieftert an diesem Abend auch
Susanne Zambelly, die als indignierte Mutter Oberin Zeit braucht, um über ihren
Schatten zu springen.
Und wo bleiben die Herrn der Theaterschöpfung? Sie sorgen
zum Beispiel in einer skurrilen Doppelrolle als Gangster und Geistlicher (Klaus
Wehling), als Gangsterboss (Wolfgang Bäcker) oder als Winkeladvokat (Martin
Iwanow) für Lacher. Es sind Lacher einer heiteren Selbsterkenntnis, die uns
zeigt, dass das Leben nicht schwarz-weiß, sondern mal grau und mal bunt ist,
weil auf dieser Erde jenseits von Eden nichts so ist wie es uns auf den ersten
Blick erscheinen mag. Sicher erscheint aber nach der gelungenen Premiere von
„Eine himmlische Karriere“, dass ein Wiedersehen im und mit dem
Backsteintheater Freude macht.
Weitere Aufführungen
Wiedersehen kann man
„Eine himmlische Karriere“ am 6. April, am 11. Mai, am 12. Mai, am 18. Mai, am
29. Juni, am 30. Juni und am 6. Juli.
Alle Aufführungen
beginnen um 19 Uhr im Kasino im Haus D des Evangelischen Krankenhauses. Der
Eintritt ist frei. Spenden an das Ensemble, das ein Spendenkonto bei der
Sparkasse Mülheim eingerichtet hat, sind aber willkommen. Aus Platzgründen
müssen die Theaterkarten am Empfang des Evangelischen Krankenhauses, im
Restaurant Die Schatulle am Muhrenkamp 7 oder unter der Rufnummer 0208-3092067
reserviert werden. Weitere Informationen finden Interessierte im Internet
unter: www.evkmh.de/kultur/grosse-buehne
oder unter: www.backsteintheater.de
Dieser Text erschien am 1. April 2019 in NRZ & WAZ
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