Wo kann man heute noch Abenteuer erleben? Natürlich im
Nahverkehr. Am Montag war ich so unvorsichtig, meine Heimatstadt morgens mit
der Regionalbahn zu verlassen. Mittags, so mein Plan, wollte ich wieder da
sein. Da hatte ich aber die Rechnung ohne eine Bombenentschärfung und unvorsichtige
Bauarbeiter gemacht, die nicht nur die S- und Regional,- sondern auch die
Straßenbahn mächtig aus dem Takt brachte. Lautsprecherdurchsagen wie: „Dieser
Zug fällt heute aus!“ oder: „Die Bahn muss umgeleitet werden und fährt deshalb
nicht über Essen und Mülheim!“ beließen die Fahrgäste, die sich derweil ratlos
und ohne Beistand von Servicekräften auf den Bahnsteigen näher, aber eben nicht
gemeinsam weiterkamen, im Tal der Ahnungslosen. Gerüchte statt handfeste
Informationen machten die Runde. Kümmert sich den heute niemand mehr um
Fahrgäste, die im Leben noch vorankommen wollen und müssen und dabei ohne
unterwegs sind und damit doch einen löblichen Beitrag gegen den Stau auf
unseren Straßen und gegen klima- und gesundheitsschädliche Abgase leisten? Doch
es gibt da jemanden. Der liebe Gott ließ am Beginn der Karwoche die Sonne
scheinen und wärmte damit die gefühlt ewig wartenden Fahrgäste. Gott kennt auch
die an allen Ecken und Enden, leider nicht immer mit Verstand und Fingerspitzengefühl
werkelnden Arbeiter im Weinberg des Herrn: Und deshalb weiß er: Ihre Wege sind manchmal
unergründlich, aber sie führen, wenn auch zuweilen nach einer halben Ewigkeit auf
wundersame Weise doch ans Ziel. Wenn das keine Einstimmung auf Ostern ist.
Dieser Text erschien am 17. April 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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