Sonntag, 21. April 2019

Antiwerbung

Wo ich in der Stadt auch hinschaue, immer öfter sticht mir das Wort Deal ins Auge. Derzeit sieht man dieses für „Handel“ stehende englische Wort gerne auch mit dem jahreszeitlichen Zusatz „Frühlings“. Ob es um Fitnesstraining, mobile Kommunikation oder Früchte der Saison geht. Händler laden mich zu einem Deal ein, der für mich als Kunde von Vorteil sein soll. Doch bei mir wollen diese verlockenden Sonderangebote einfach keine Frühlingsgefühle auslösen. Denn der Anglizismus in der Kundenansprache erinnert mich auf fatale Weise an die Dealer, die mit Drogen illegale Geschäfte betreiben, die in jedem Fall zum Nachteil ihrer Kunden sind. Außerdem werde ich den Verdacht nicht los, dass hier ein ganz besonderer Dealer sprach- und stilbildend gewirkt hat, der uns als Präsident der Vereinigten Staaten seit seinem Amtsantritt am 20. Januar 2017 einen Deal nach dem anderen um die Ohren haut, der uns als Weltgemeinschaft politisch schwer im Magen liegt und uns teuer zu stehen kommt. Liebe Händler, die ihr euch sprachlich auf das Niveau eines Mannes begebt, der bestenfalls als Vorbild dafür dienen kann, was man als Mensch und Staatsmann auf keinen Fall tun sollte, glaubt mir als eurem potenziellem Kunden, der wie auch immer geartete Deal ist in Zeiten eines zweifelhaften politischen „Dealers“ im Weißen Haus alles andere als werbewirksam.

Dieser Text erschien am 18. April in der Neuen Ruhrzeitung

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