Dieses Foto stammt aus dem
Mülheimer Adressbuch 1954
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Als Walter Neuhoff (82) die Fernsehbilder der brennenden
Notre Dame in Paris sah, wurden bei ihm Erinnerungen an die Zerstörung der
Petrikirche und ihren Wiederaufbau wach. Am 23. Juni 1943 legten britische
Bomber mit der Innenstadt auch das damals schon 750 Jahre alte Wahrzeichen der
Stadt in Schutt und Asche.
„Nur eine Mauerreste und das Fundament des Kirchturms waren
stehen geblieben“, erinnert sich Neuhoff an die Bilder seiner Kindheit. „Als
Konfirmanden des Jahrgangs 1951 sind wir damals mit dem damaligen Pfarrer des
Evangelischen Altstadtgemeinde Pastor Ernst Barnstein durch die Trümmer der
Petrikirche gestapft und er hat uns gezeigt, wo vor der Zerstörung was in der
Petrikirche gestanden hatte. Ich habe noch seinen Satz ihm Ohr: ‚Gebe Gott,
dass ich den Wiederaufbau dieser Kirche noch erleben werde‘“, berichtet der
Zeitzeuge.
Neuhoff und seine Mit-Konfirmanden, die ihre Konfirmation
1951 nicht in der zerstörten Petrikirche feiern konnten und deshalb auf den
Altenhof an der Kaiserstraße ausweichen mussten, leisteten ihren ganz eigenen
Beitrag zum Wiederaufbau der Petrikirche. Regelmäßig sammelten sie an den
Haustüren Spenden für den Wiederaufbau der Petrikirche. „Ja, die Petrikirche
muss wiederaufgebaut werden. Dafür gebe ich gerne“, bekamen Konfirmanden auch
von katholischen oder kirchlich gar nicht gebundenen Mülheimern zu hören. Viel
Geld für den 1950 begonnenen und 1958 abgeschlossenen Wiederaufbau der
Petrikirche, kam auch durch die Einnahmen der Petri-Pfingst-Kirmes zusammen.
„Eine Achterbahn, die direkt an der zerstörten Petrikirche aufgestellt wurde
und zwei Riesenräder, die an der Ecke Bachstraße/Leineweberstraße und
Leineweberstraße/Friedrich-Ebert-Straße standen, waren die Hauptattraktionen
dieser Kirmes“, erinnert sich Neuhoff.
Er muss noch heute darüber lachen, dass sein christlich-
wertkonservativer Vater Wilhelm 1950 in die FDP eintrat, weil deren damaliger
Vorsitzender und Bürgermeister Wilhelm Dörnhaus zu den treibenden Kräften des
Wiederaufbaus der Petrikirche gehörte, die am 21. Dezember 1958 wieder
eingeweiht werden konnte, nach dem ihr Turm bereits 1957 wiederhergestellt worden war.
„Die öffentliche Bedeutung, die dem Wiederaufbau der
Petrikirche auch jenseits der Stadtgrenzen beigemessen wurde, zeigte sich auch daran,
dass der erste Gottesdienst in der wiederhergestellten Petrikirche im Rundfunk
übertragen wurde. Und ich erinnere mich noch gut daran, wie eindringlich Pastor
Barnstein in diesem Gottesdienst vom Schmerz über die Zerstörung der
Petrikirche gesprochen und ihren Wiederaufbau als große Gnade bezeichnet hat“,
schaut Walter Neuhoff auf denkwürdigen 4. Advent 1958 zurück.
Er bedauert es, dass eine andere Kirche, die Paulikirche an
der Delle, keine so starke Lobby wie die Petrikirche hatte, obwohl hier täglich
ökumenische Andachten stattfanden und viele Brautpaare sich dort das Ja-Wort
fürs Leben gaben. „Die Paulikirche hatte im Krieg ihre Turmspitze veloren, die
auch nach dem Krieg nicht wiederaufgebaut wurde“, erinnert sich Neuhoff. Die 1881
eingeweihte Paulikirche und ihre kleinere Vorgängerin konnten auf eine über 300-jährige
zurückschauen, als in der Kirche an der Delle am 27. Juni 1971 der letzte
Gottesdienst gefeiert wurde. Auch eine Besetzung durch junge Mülheimer und ihre
Forderung, dort ein autonomes Jugendzentrum einzurichten, konnte die
Paulikirche nicht vor dem Abriss im Oktober 1971 retten. Walter
Neuhoff erinnert sich daran, dass es in den frühen 1970er Jahren Pläne gab, auf
dem Platz der Paulikirche ein Kaufhaus zu errichten. Diese Pläne, so Neuhoff, seien
dann aber doch nicht realisiert worden, nach dem 1977 der Vorgänger des 1994
errichteten Forums, das City Center eröffnet wurde.
Dieser Text erschien am 17. April in NRZ & WAZ
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