So bunt geht es selten zu,
im Altenhof, dem Haus der Evangelischen Kirche. Dort dominieren im Alltag die gedeckten
Töne des normalen Straßenzivils. Doch am Samstag tummelte sich dort bei der
Roten-Funken-Sitzung ein ganz buntes Völkchen. Biene und blauer Hund
schunkelten sich dort ebenso in gute Laune wie Knastbruder und Mönch, Pirat und
Matrose oder Cowboy und Indianer. Der Karneval macht es möglich, dass graue
Normalos plötzlich den farbenfrohen Narren in sich entdecken und rauslassen. Das
ist ein schönes Vor-Bild fürs Leben, dass viel öfter ein Fest als ein Jammertal
sein sollte. Vielleicht zieht es ja in diesen Tagen auch deshalb so viele
Menschen zu den Narren, weil sie in ihrer Gesellschaft keine Angst davor haben
müssen, aus der Reihe zu tanzen und mal der oder die zu sein, der oder die man
ist oder gerne wäre. Vielleicht würde es in unserer Gesellschaft friedlicher und
fröhlicher zugehen, wenn wir auch zwischen Aschermittwoch und dem Elften im
Elften Farbe bekennen und einsehen würden, dass jeder Jeck anders ist. Dabei
liegt es auf der Hand, dass sich so mancher auch jenseits der Fünften Jahreszeit
mit aller Konsequenz gerne kostümieren würde. Dann würde uns unser
Stadtkämmerer vielleicht als Sterntaler, als Krösus oder als Panzerknacker
begegnen. Nur als eines möchte dies- und jenseits der Fünften Jahreszeit wohl niemand
gehen, als Dukatenesel.
Dieser Text erschien am 25. Februar 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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