Samstag, 2. Februar 2019

Was zwei Priester ihrer Kirche wünschen


In diesen Tagen feiern zwei Priester aus der katholischen Pfarrgemeinde St. Mariae Geburt ein besonderes Jubiläum. Der emeritierte Weihbischof Franz Grave, der seit 11 Jahren zum Seelsorgeteam der Gemeinde gehört wurde vor 60 Jahren zum Priester geweiht. 10 Jahre später begann sein Amtsbruder Herbert Rücker seinen priesterlichen Weg.

Das Goldene Priesterjubiläum Rückers wird am morgigen Sonntag um 11.30 Uhr mit einem Hochamt in St. Mariae Geburt gefeiert. Und am 10. Februar wird zur gleichen Zeit und an gleicher Stelle mit Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck das diamantene Priesterjubiläum Graves gewürdigt.

Beide Priester sind Kinder des Ruhrgebietes. Rücker wurde in Mülheim, Grave in Essen geboren. Beide wurden durch ihre Familien,  ein aktives Gemeindeleben und begeisternde Religionslehrer auf den Weg der Theologie und der Seelsorge geführt, Hebert Rücker am heutigen Otto-Pankok-Gymnasium und Franz Grave am Gymnasium Borbeck.

Beide Priester haben die Zeit des vom Papst Johannes XXIII. einberufenen 2. Vatikanischen Konzils in den 1960er Jahren als „eine Zeit des Aufbruchs“ erlebt, in der sich die Kirche öffnete und Akteur des gesellschaftlichen Diskurses wurde. „Den Mut und die Fröhlichkeit der Frohen Botschaft“, die Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche während und nach dem Konzil inspirierte, wünscht Herbert Rücker seiner Kirche auch heute und morgen. In seiner Jugendseelsorge stellt er fest, „dass sich heute weniger Kinder und Jugendliche  in der Kirche engagieren, die aber intensiver, als ihre Vorgänger vor 30 oder 40 Jahren nach dem Sinn des Lebens und nach geistiger Orientierung fragen.“

Das die Kirche reform- und wandlungsfähig ist und weiter sein muss, erkennt Franz Grave daran, dass er als junger Priester „die Heilige Messe noch in lateinischer Sprache und mit dem Rücken zur Gemeinde“ gefeiert hat.

Rücker und Grave sind durch ihre Priesterjahre in Essen und Duisburg geprägt worden. Was Strukturwandel für die Menschen in der Region bedeutet, haben sie täglich in der Seelsorge erlebt. Franz Grave, der sich als Weihbischof und als Vorsitzender des Hilfswerkes Adveniat ab 1988 für das Thema Ausbildung und Arbeit im Ruhrgebiet und für die kirchliche Zusammenarbeit und Entwicklungshilfe in Lateinamerika engagiert hat, schreibt seiner Kirche ins Gebetbuch: „Wir brauchen nicht nur eine verkündete, sondern auch eine praktizierte christliche Soziallehre.“

Weil die katholische Kirche, anders als vor 50 oder 60 Jahren heute unter akutem Priestermangel leidet, fordert er Laien und Amtskirche zum Umdenken auf. Die Laien, so Grave, müssten stärker Verantwortung in der Kirche übernehmen und dürften die wenigen Priester mit ihren Erwartungen nicht überfordern. Auf der anderen Seite müsse die Amtskirche darüber nachdenken, wie sie das Priesteramt auch für im Leben bewährte Männer und Frauen öffnen könne, die nicht zölibatär lebten.

Hoffnung gibt Grave der aus Lateinamerika stammende und in der Tradition des 2.Vatikanischen Konzils stehenden Papstes Franziskus. „Hoffentlich haben wir an ihm noch lange Freude.“, sagt er. 

90 Jahre St. Mariae Geburt

Nicht nur Priester aus St. Mariae Geburt feiern in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Auch die Pfarrkirche St. Mariae Geburt feiert in diesem Jahr (am 10. März) ihr 90. Weihe-Jubiläum. Die Pfarrkirche an der Althofstraße ist die dritte Pfarrkirche der Gemeinde, zu der seit 2006 auch in Gemeindebezirke Heilig Geist (Holthausen), St. Joseph (Heißen) und St. Theresia vom Kinde Jesu (Heimaterde) gehören. Die heutige Pfarrkirche wurde 1928/29 unter der Regie des damaligen Gemeindepfarrers Konrad Jakobs und des evangelischen Architekten Emil Fahrenkamp errichtet. Die Familie Thyssen leistete einen wichtigen finanziellen Beitrag zum Bau der Kirche.

Dieser Text erschien am 2. Februar 2019 in NRZ & WAZ

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