„Ich traue
mich nicht, ein Bier zu bestellen“, sagt der Kommunalpolitiker, der sich abends
mit einem Bürger zum Hintergrundgespräch trifft. „Ich traue mich nicht, das
Glas Wein in die Hand zu nehmen“, sagt ein anderer, der sich mit Freunden zum
Mittagessen trifft.
Seit
Bewirtungskosten dafür gesorgt haben, dass dem Oberbürgermeister das Wasser
politisch bis zum Hals steht, ist man im Dunstkreis des Rathauses ernüchtert.
Tatsächlich
lässt uns Bürger die jüngste Haushaltsberichterstattung mit Stichworten, wie
Grundsteuererhöhungen, Erhöhung der Kindertagesstätten-Gebühren und
Einsparungen beim Öffentlichen Personennahverkehr und beim Mitarbeitereinsatz
in den offenen Ganztagsgrundschulen ahnen, dass wir bald alle in unserer Stadt
am Fluss auf dem Trockenen sitzen könnten, egal, ob wir nun auf Bier und Wein
oder auf Mineralwasser schwören.
Wenn es
stimmt, dass im Wein die Wahrheit liegt, dürfen unsere Ratsmitglieder von mir
aus auch bei der nächsten Haushaltsberatung auch mit Rot- oder Weißwein
anstoßen, wenn sie dadurch zu Lösungen der kommunalen Finanzmisere inspiriert
würden und damit verhindern könnten, dass wir als Bürger dieser Stadt auch in
Zukunft nicht Schwarz sehen und unseren Mut sinken lassen müssten. Denn
nüchtern betrachtet, geht die Stadt am Fluss baden, wenn wir als ihre Bürger
uns nicht über Wasser halten können.
Dieser Text erschien in der Mülheimer NRZ
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