Montag, 4. Februar 2019

Ein Zeitsprung an der Ruhr

Foto Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Ein Foto aus dem Stadtarchiv zeigt uns Eisschollen auf der Ruhr. Das Bild entstand im Winter 1907/1908. Damals ist das (seit 1904) vom Oberbürgermeister Paul Lembke (1860-1939) regierte Mülheim auf dem Weg dem Weg eine Großstadt mit 100.000 Einwohnern zu werden. Die voranschreitende Industrialisierung und die Eingemeindungen von Styrum, Broich, Heißen, Saarn, Speldorf und Dümpten machen dieses Wachstum im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts möglich. Damit hat sich die Zahl ihrer Bürger seit der Verleihung der Stadtrechte anno 1808 fast verzehnfacht. Stinnes, Thyssen, Schmitz-Scholl, alias Tengelmann und die an der Kaiserstraße stationierte Garnison des Infanterieregimentes 159 sind die großen Arbeitergeber der Stadt, in der es rund 250 Gaststätten gibt. Eine von ihnen ist das beliebte Kahlenberg-Restaurant, das ab 1897 von der Stadtmitte aus mit der Straßenbahn erreichbar ist. Hier finden an schönen Tagen bis zu 3000 Platz. Spätere Generationen werden das 1890 eröffnete Lokal mit Ruhrblick zwischen 1952 und 2010 als Jugendherberge kennen und schätzen lernen. Heute kennen und schätzen private Bewohner des alten Gast- und Jugendhauses den Blick auf die Ruhr zu schätzen, die auf einer Länge von 14 Kilometern durch die Stadt fließt. Eisschollen auf dem Fluss oder sogar eine geschlossene Eis- und Schneedecke auf der Ruhr. Daran können sich viele alte Mülheimer zum Beispiel in den Wintern 1953/54 und 1962/63 erinnern: „Am 30. Januar 1954 ging ich auf der zugefrorenen Ruhr spazieren. Zur Feier des 70. Geburtstags des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss hatten wir damals schulfrei“, erinnert sich der 1936 geborene Mülheimer Walter Neuhoff. Auf alten Fotos aus jenen Wintern sieht man Polizisten, die an der Ruhr Wache schieben und nach Ruhrgängern schauen, die sich an der einen oder anderen Stelle des zugefrorenen Flusses auf zu dünnes Eis begeben.

Dieser Text erschien am 4. Februar 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung

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