So voll ist
es in St. Mariae Geburt sonst nur an Weihnachten. Doch ihren alten Seelsorger Franz
Grave zu feiern, der vor 60 Jahren zum Priester geweiht worden ist, war vielen
Freunden und Mitgliedern der katholischen Stadtgemeinde mindestens so wichtig
wie Weihnachten. Und Standing Ovation am Ende eines Gottesdienstes. Das gibt es
selbst an Weihnachten nicht. So etwas erleben sonst nur Popstars oder
Politiker.
Vielleicht
hat die spontan und von Herzen kommende Zuneigung, die der vom Alter gebeugte,
aber nicht gebrochene Geistlich gerührt genoss ja auch damit zu tun, dass Franz
Grave seinen Seelsorgeauftrag immer auch konkret und politisch verstanden hat
und wie ein Popstar seiner Kirche das Licht der Öffentlichkeit nie gescheut
hat, wenn es darum ging im Sinne der christlichen Botschaft Gesicht zu zeigen
und Stellung zu beziehen, egal ob es um Ausbildungs- und Arbeitsplätze bei uns
oder um Entwicklungshilfe in Lateinamerika ging. Zu seinem Feiertag passte das
gestrige Sonntagsevangelium, in dem Jesus dem Simon Petrus sagt: „Ab jetzt
wirst du Menschen fischen.“ Als Menschenfischer weiß Franz Grave, dass der
Mensch nicht allein, aber auch vom Brot und von Gottes Wort leben. Beides sind
die zwei Seiten der gleichen Medaille. Und er weiß, dass man als Mann der
Frohen Botschaft heute und morgen kein frommer Stubenhocker sein darf, wenn man
seinem Auftrag gerecht werden und Menschen fischen will.
Dieser Text erschien am 11. Februar 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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