Montag, 11. Februar 2019

Ein Menschenfischer

So voll ist es in St. Mariae Geburt sonst nur an Weihnachten. Doch ihren alten Seelsorger Franz Grave zu feiern, der vor 60 Jahren zum Priester geweiht worden ist, war vielen Freunden und Mitgliedern der katholischen Stadtgemeinde mindestens so wichtig wie Weihnachten. Und Standing Ovation am Ende eines Gottesdienstes. Das gibt es selbst an Weihnachten nicht. So etwas erleben sonst nur Popstars oder Politiker.

Vielleicht hat die spontan und von Herzen kommende Zuneigung, die der vom Alter gebeugte, aber nicht gebrochene Geistlich gerührt genoss ja auch damit zu tun, dass Franz Grave seinen Seelsorgeauftrag immer auch konkret und politisch verstanden hat und wie ein Popstar seiner Kirche das Licht der Öffentlichkeit nie gescheut hat, wenn es darum ging im Sinne der christlichen Botschaft Gesicht zu zeigen und Stellung zu beziehen, egal ob es um Ausbildungs- und Arbeitsplätze bei uns oder um Entwicklungshilfe in Lateinamerika ging. Zu seinem Feiertag passte das gestrige Sonntagsevangelium, in dem Jesus dem Simon Petrus sagt: „Ab jetzt wirst du Menschen fischen.“ Als Menschenfischer weiß Franz Grave, dass der Mensch nicht allein, aber auch vom Brot und von Gottes Wort leben. Beides sind die zwei Seiten der gleichen Medaille. Und er weiß, dass man als Mann der Frohen Botschaft heute und morgen kein frommer Stubenhocker sein darf, wenn man seinem Auftrag gerecht werden und Menschen fischen will.


Dieser Text erschien am 11. Februar 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung

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