Dieser Text erschien am 20. Dezember 2019
Sonntag, 22. Dezember 2019
Zur Nachahmung empfohlen
„Wir brauchen wieder mehr Bauchgefühl und Intuition in der Politik“,
sagt mir Alt-Bürgermeister Günter Weber, als wir uns jetzt im Haus der
Stadtgeschichte treffen und über seinen politischen Nachlass sprechen, den er
dem Stadtarchiv übergeben hat. Gerne erinnert sich der Sozialdemokrat alter
Schule daran, dass die Stadtverordneten früher nach Ausschusssitzungen mit
einem Schnäpschen auf Geburtstagskinder in ihren Reihen anstießen und sich
dabei auch abseits der politischen Tagesordnung privat etwas zu sagen hatten.
Als einen seiner politischen Lehrmeister, die ihm gezeigt hätten, was
Menschlichkeit mit offenen Ohren, offenen Türen und gutem Willen segensreich
bewirken kann, nennt er Mülheims Oberbürgermeister Heinirch Thöne, der sich
1933 der Ehrenbürgerschaft Hitlers verweigert und nach dem Krieg als
Oberbürgermeister den Wiederaufbau der Stadt mitgestaltet habe. Wenn man dem
politischen Zeitzeugen Weber zuhört, begreift man auch als Nachgeborener, warum
es ihn schmerzt, dass der Name Heinrich Thöne, der auch unsere Volkshochschule schmückt,
in der Öffentlichkeit allzu oft vergessen oder verschwiegen wird. Thöne hat
seine politische Lebenserfahrung einmal so zusammengefasst: „In der Demokratie
darf der politische Gegner niemals zum Feind werden.“ Das bleibt aktuell. Weber
ist bei Thöne in die Schule gegangen und hat begriffen, dass Macht ohne
Menschlichkeit nichts Gutes hervorbringen kann. Gut, dass man jetzt Thönes und
Webers politische Lebenserfahrungen als Nachlässe im Haus der Stadtgeschichte,
Seit an Seit, nachlesen kann. Noch besser wird es aber sein, sich im Alltag der
kleinen und großen Politik an ihre Lebenserfahrungen zu erinnern und sie zu
unseren eigenen zu machen, in dem wir sie beherzigen. Denn die Geschichte geht
weiter.
Dieser Text erschien am 20. Dezember 2019
Dieser Text erschien am 20. Dezember 2019
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