Der Bezirksverband der Mülheimer Kolpinggeschwister brachte
mich am gestrigen Sonntag ungewohnt früh in Fahrt. Als Innenstadtpflanze und Gemeindemitglied
in St. Mariae Geburt bin ich sonntags Spätaufsteher. Dort wird Gott sei Dank erst
um 11.30 Uhr Gottesdienst gefeiert. Doch diesmal zog es mich pressetechnisch
und interessehalber nach St. Theresia vom Kinde Jesu in die Heimaterde. Denn
dort feierte der Bezirksverband der Kolpingfamilien ab 9.45 Uhr mit Gottesdienst
und Gedenkstunde seinen 60. Geburtstag. Also musste ich früher aufstehen und sputen,
um U-Bahn und Bus rechtzeitig zu erreichen. Doch dem glücklichen Busfahrer, der
die beiden anderen Fahrgäste und mich am Sonntagmorgen von Heißen-Mitte nach
Heimaterde brachte, hatte es gar nicht eilig und ließ sich viel Zeit für ein
Haltstellengespräch unter Kollegen. Doch plötzlich erkannte er mit einem Blick
auf die Uhr: „O, schon drei Minuten über die Zeit“! Er entschuldigte sich mit
einem so entwaffnenden Lächeln bei seinen Fahrgästen, dass sie ihm ob seiner selbst
verursachten Verspätung nicht böse sein konnten und wollten. So kam ich gestern
also verspätet zu meinem dienstlichen Gottesdienst. Doch ich sah ein einsehen,
dass es für einen Christenmenschen im Angesicht der Sonntagsruhe und der
Ewigkeit lächerlich wäre, sich über drei Minuten Verspätung aufzuregen. Und so
habe ich gestern, dem Busfahrer der Ruhrbahn, dem lieben Gott und dem
Gesellenvater Adolph Kolping sei Dank, eine wichtige Erfahrung in Sachen Gelassenheit
machen dürfen. Sie ermahnt und ermutigt mich auch für den Alltag der heute beginnenden
Woche, mir mit mehr Ruhe Zeit und nicht durch unnötige Hetze das Leben und die
Freude daran zu nehmen. Machen Sie es doch auch so.
Dieser Text erschien am 9. Dezember 2019 in der NRZ
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