Die beiden christlichen Stadtkirchen
sind ihrer Zeit voraus. Sie laden bereits zum Beginn des Advents zu ihrem
Neujahrsempfang, weil mit dem Advent das neue Kirchenjahr beginnt. Mit einem
ökumenischen Neujahrsempfang haben das Stadtdekanat und der Kirchenkreis an der
Ruhr jetzt Neuland betreten. Die Idee eines gemeinsamen Jahresempfangs hatte
der Vorsitzende des Stadtkatholikenrates, Rolf Völker, bereits vor zwei Jahren
ins Gespräch gebracht.
Mit dieser ökumenischen Neuerung geht auch eine Verschmelzung
des Evangelischen Hoffnungspreises und der katholischen Nikolaus-Groß-Medaille
einher. „Im kommenden Jahr wollen wir einen gemeinsamen Preis vergeben, der
Menschen auszeichnet, die sich als Christen für Menschen einsetzen und uns mit
ihrem Engagement Mut machen“, sagten Stadtdechant Michael Janßen und
Superintendent Gerald Hillebrand beim Empfang im Altenhof, dem Haus der Evangelischen
Kirche.
Beim ersten ökumenischen Neujahrsempfang wurden beide Auszeichnungen
mit einer Gesamtdotierung von 3000 Euro an die 30 ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Notfallseelsorge vergeben. Die
Notfallseelsorge wurde 1997 vom Evangelischen Kirchenkreis An der Ruhr ins
Leben gerufen und bis 2014 ausschließlich von evangelischen Pfarrerinnen und
Pfarrern getragen. Seit fünf Jahren wird das Team der Notfallseelsorger von
qualifizierten Laien aus der evangelischen und katholischen Stadtkirche
mitgetragen. „Zurzeit haben wir 23 evangelische und sieben katholische ehrenamtliche
Notfallseelsorger, die in der Nachfolge Christi Menschen in existenziellen Krisensituationen
beistehen“, berichtete der hauptamtliche Leiter der Notfallseelsorge, Pfarrer
Guido Möller. „Es ist eine schwierige, aber auch sehr sinnvolle Arbeiten, die wir
Gott sei Dank nicht alleine, sondern getragen von einer starken Gemeinschaft
leisten und bei der wir von den Betroffenen viel Dankbarkeit zurückbekommen,
weil wir für sie da sind und mit ihnen extremen Schmerz und Leid aushalten,
konkrete Hilfestellung geben und ihnen so in einer Ausnahmesituation nach einem
Schicksalsschlag Halt geben“, berichteten die beiden ehrenamtlichen
Notfallseelsorgerinnen Sabine Magiera aus der Pfarrgemeinde St. Barbara und Christina
Steinbeck aus der Kirchengemeinde Broich-Saarn. „Sie leisten eine sehr anspruchsvolle
Arbeit, die Standhaftigkeit und menschliches Einfühlungsvermögen verlangt“,
würdigte Superintendent Gerald Hillebrand die Preisträger. Und Stadtdechant
Michael Janßen bescheinigte den ehrenamtlichen Notfallseelsorgern im Geiste des
seligen Widerstandskämpfers Nikolaus Groß in der Nachfolge Christi „ihr Leben
einzusetzen“!
Dem Empfang im Altenhof war eine ökumenische Vesper in der
benachbarten katholischen Stadtkirche St. Mariae Geburt vorausgegangen.
Bei dieser Vesper hatte Generalvikar Klaus Pfeffer unter dem
Beifall der Gottesdienstbesucher betont: „Wir werden die Herausforderungen der
Zukunft als christliche Kirchen nur gemeinsam bestehen. In einer Gesellschaft,
in der christlicher Glaube nicht mehr selbstverständlich ist, wissen viele
Menschen gar nicht mehr, was die christlichen Konfessionen unterscheidet. Wir
können Menschen nur durch unser eigenes Beispiel von der christlichen Botschaft
überzeugen. Und wir müssen gemeinsam unsere Stimme erheben, wenn Hass, Hetze
und gesellschaftliche Spaltung Menschenwürde und Demokratie gefährden.“
Pfeffers Dialogpartnerin aus der evangelischen Landeskirche, Oberkirchenrätin Barbara
Rudolph sagte: „Wir beobachten in der katholischen Kirche einen ernsthaften
Erneuerungsprozess und wir beten für seinen Erfolg. Die christlichen Kirchen
müssen sich immer wieder durch das biblische Wort Jesu reformieren. Deshalb
machen mir die jungen Pfarrerinnen und Pfarrer Mut, die nicht über die Krise
der Kirche lamentieren, sondern nach neuen Wegen suchen, die Frohe Botschaft
weiterzugeben. Die Menschen müssen sich in ihrer Kirche wieder zuhause fühlen.
Und das wird uns nur gelingen, wenn wir in jedem Stadtteil ein gemeinsames christliches
Gemeindezentrum haben, statt unsere evangelischen und katholischen Gemeinden immer
größer werden zu lassen, so dass sie bis zu drei Stadtteile umfassen. Nicht nur
unsere Kirchen, auch das Ruhrgebiet braucht neue Ideen. Und deshalb dürfen wir
nicht weiter im eigenen Saft schmoren, sondern müssen als Christen
Hoffnungsträger werden, die Menschen positive Geschichten vom Leben erzählen und
so dazu beitragen, die Menschen miteinander zu versöhnen und die
gesellschaftliche Spaltung zu überwinden.
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