Dienstag, 24. Dezember 2019

Festlicher Denkanstoß

Bei meinem Gespräch, dass ich jetzt für diese Zeitung mit dem Stadtdechanten Michael Janßen und dem Superintendenten Gerald Hillebrand über die ökumenischen Perspektiven in Mülheim führen durfte, musste ich unwillkürlich daran denken, dass einem evangelischen Freund unserer Familie verweigert wurde, mein Taufpate zu werden. Auch meine katholische Großmutter durfte ihren evangelischen Jugendfreund nicht heiraten. Ob sie mit dem jungen Protestanten glücklicher geworden wäre als mit einem katholischen Großvater, der eine Seele von Mensch war, sich aber auch schon mal vom heiligen Zorn hinreißen ließ? Gott allein weiß es. Ich weiß nur, dass uns unser evangelischer Familienfreund länger erhalten geblieben ist, als mein katholischer Taufpate, der sich, ob eines Streites mit meinem Vater sehr unchristlich auf Nimmerwiedersehen verabschiedete. Meinerseits ist ihm, ob seines Totalausfalls als Taufpate, verziehen. Nicht nur diese Enttäuschung meines Lebens habe ich Gott sei Dank mit evangelischen und katholischen und vor allem mit mütterlichen und väterlichen Freunden überstanden, die mir Gott sei Dank wichtige Impulse für mein Leben gegeben haben, weil sie sich ganz überkonfessionell vor allem als Menschen gesehen und so gehandelt haben. Und so scheint mir die Tatsache, dass nicht nur, aber auch die gemeinsame Not die christlichen Kirchen nicht nur das Beten, sondern auch die Ökumene lehrt, wie eine göttliche Ironie der Geschichte, die vermuten lässt, dass der liebe Gott zum Geburtstagsfest seines Sohnes für seine Menschenkinder einen segensreichen Denkanstoß parat hat, mit Augenzwinkern, versteht sich! 

Dieser Text erschien am 24. Dezember 2019 in der NRZ

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