Bei meinem Gespräch, dass ich jetzt für diese Zeitung mit
dem Stadtdechanten Michael Janßen und dem Superintendenten Gerald Hillebrand
über die ökumenischen Perspektiven in Mülheim führen durfte, musste ich unwillkürlich
daran denken, dass einem evangelischen Freund unserer Familie verweigert wurde,
mein Taufpate zu werden. Auch meine katholische Großmutter durfte ihren evangelischen
Jugendfreund nicht heiraten. Ob sie mit dem jungen Protestanten glücklicher geworden
wäre als mit einem katholischen Großvater, der eine Seele von Mensch war, sich
aber auch schon mal vom heiligen Zorn hinreißen ließ? Gott allein weiß es. Ich
weiß nur, dass uns unser evangelischer Familienfreund länger erhalten geblieben
ist, als mein katholischer Taufpate, der sich, ob eines Streites mit meinem
Vater sehr unchristlich auf Nimmerwiedersehen verabschiedete. Meinerseits ist
ihm, ob seines Totalausfalls als Taufpate, verziehen. Nicht nur diese Enttäuschung
meines Lebens habe ich Gott sei Dank mit evangelischen und katholischen und vor
allem mit mütterlichen und väterlichen Freunden überstanden, die mir Gott sei
Dank wichtige Impulse für mein Leben gegeben haben, weil sie sich ganz überkonfessionell
vor allem als Menschen gesehen und so gehandelt haben. Und so scheint mir die
Tatsache, dass nicht nur, aber auch die gemeinsame Not die christlichen Kirchen
nicht nur das Beten, sondern auch die Ökumene lehrt, wie eine göttliche Ironie
der Geschichte, die vermuten lässt, dass der liebe Gott zum Geburtstagsfest
seines Sohnes für seine Menschenkinder einen segensreichen Denkanstoß parat
hat, mit Augenzwinkern, versteht sich!
Dieser Text erschien am 24. Dezember 2019 in der NRZ
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen