"Wir möchten die Familien hier in Styrum mit der Liebe Gottes in Berührung bringen", sagt Jugendpastor Holger Sielemann mit Blick auf die Arbeit der an der Mittelstraße 14 ansässigen evangelischen Andreas-Gemeinde. Das klingt fromm und hat an diesem Wochenende ganz konkrete Folgen. Denn die Gemeinde verwandelt ihren Kirchenraum, in dem sonntags um 10.30 Uhr Gottesdienste gefeiert werden, in eine Holzbauwelt, um Eltern und ihren Kindern eine gemeinsame und schöne Zeit zu schenken.
50 Eltern und ihre Kinder gehen gemeinsam ans Werk. Sie nehmen sich Zeit fürs kreative Werkeln und sie nehmen sich vor allem Zeit für einander. Smartphones und Tablets haben Pause. Stattdessen verbauen kleine und große Holzhandwerker insgesamt 45.000 Kappler-Steine. Gebaut wird ganz ohne Werkzeuge. Die flachen Holzbausteine lassen sich einfach zusammenlegen und entwickeln im fertigen Bauwerk eine erstaunliche Stabilität.
Gemeindepraktikant Jannik Goseberg, Pastor Nepomuk Planitzer und Jugendpastor Holger Sielemann haben mit einigen Kindern sogar einen Stuhl gebaut, auf dem problemlos Platz nehmen kann. Wer mag, kann einfach drauf los bauen. Wer Hilfe braucht, dem assistieren Ronja Fürst und Franzi Buntrück vom Jugendverband Entscheiden für Christus. Sie haben die Holzbausteine für das Projektwochenende, bei dem auch gemeinsam gegessen und Kaffee getrunken wird, mit nach Styrum gebracht. "In der Holzbauwelt wird die Zusammenarbeit gefördert. Vieles läuft hier über Beziehung und die Kinder erkennen, dass es nicht schlimm ist, wenn mal was kaputt geht und wieder neu aufgebaut werden muss", sagt Ronja Fürst.
Kreative Auszeit vom Alltag
"Das ist mal eine schöne Gelegenheit, um mit anderen zusammen etwas zu machen und anderen zu begegnen", sagt Johannes Gernert. Er hat mit seinem siebenjährigen Sohn Tawan erstaunlich perfekt das Empire State Building nachgebaut. New York lässt grüßen. Auch André Blies errichtet mit seinen Söhnen Jamie (9) und Lasse (12) den gleichen Wolkenkratzer. "Das ist hier super organisiert und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt", lobt Blies. Doch er vermutet; "Vor allem den Kleinen wird das Herz bluten, wenn wir am Ende des Wochenendes alles wieder einreißen müssen und von unseren Bauwerken nur noch Erinnerungsfotos übrigbleiben."
"Das ist ein gutes Training fürs Fingerspitzengefühl", findet Markus Große-Boymann. Er baut mit seiner siebenjährigen Tochter Charlotte an einer Tempelanlage. Er meint: "Man hat hier einfach mehr Platz als zuhause und vor allem ist so ein Wochenende der richtige Freiraum, in dem man mal als Elternteil mit den Kindern etwas zusammen machen kann, für das die Arbeit einem sonst nur wenig Zeit lässt." Das sehen Jens Schilling und sein zehnjähriger Sohn Mika von der Nachbarbaustelle genauso. "Hier herrscht einfach eine angenehme Atmosphäre und deshalb kommen wir gerne hier hin", sagen sie.
Was auffällt: Im Gottesdienstraum der Andreas-Gemeinde, der zum Werkraum geworden ist, wird auch baustellenübergreifend zusammengearbeitet. Ein Nachbar hilft dem anderen und geht dann wieder zu seiner Baustelle zurück. Gleich zwei Türme, nämlich einen Fernsehturm und den Eiffelturm (Paris lässt grüßen) haben Markus Berndsen und seine beiden Kinder Max (6) und Maja (9) errichtet: "Schön, dass das hier angeboten wird", sind sich die drei einig, Und Vater Berndsen schwärmt: "Mit Holz kann man ja soviel machen."
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