Das
schönste an AnDer sind unsere ungewöhnlichen Ausstellungsorte“, sagt Jochen
Leyendecker. Er hat die aktuell achtköpfige Künstlergruppe vor 25 Jahren mit
Uwe Dieter Bleil und Doro O. ins Leben gerufen.
Auch
ins Jubiläumsjahr startete AnDer jetzt mit einer ungewöhnlichen Ausstellung an
einem ungewöhnlichen Ort, den die Gruppe mit ihrem Jahresempfang verband.
Nachdem die Mülheimer Künstler im vergangenen Jahr extrem großformatige Objekte
in der Luftschiffhalle der WDL am Flughafen präsentiert hatte, wagten sich die
AnDer-Kreativen mithilfe ihres Gastgebers Roland Fischer an ganz kleine Kunstobjekte
heran. Die kamen als 15 Zentimeter große Kunststofffiguren aus dem 3D-Drucker Fischers.
Der aus der Portraitfotografie kommende Unternehmer, der sich auch als
Kunstschaffender und Kreativer versteht, kreiert mit den vier Mitarbeitern
seiner an der Düsseldorfer Straße ansässigen Firma Ego3D im Auftrag von
privaten und institutionellen Kunden Büsten und Skulpturen. Seine mithilfe des
Kollegen Computer und der 3D-Drucker geschaffenen Kunstobjekte aus Kunststoff
reichen von Klassikern wie Goethe, Schiller und Co über den Opa, der seine Büste
als Gag zum runden Geburtstag fürs Wohnzimmerregal geschenkt bekommt bis hin
zum Firmengründer, dessen Statue in der Unternehmenszentrale grüßen soll.
Zuletzt lieferten Fischer und seine Kollegen eine Statue der Torwart-Legende
Toni („Fußballgott“) Turek an den Fußball-Bundesligisten Fortuna Düsseldorf.
Der stellte die als Bronze-Positiv gegossene Statue des Berner WM-Helden von
1954 jetzt vor seinem Stadion auf.
AnDer-Gründer
Uwe Dieter Bleil gewann Fischer, den er bei einem Stammtisch der Mülheimer
Kreativwirtschaft kennengelernt hatte, für das Ausstellungsprojekt. Natürlich
wäre AnDer keine Künstlergruppe, hätten ihre kreativen Köpfe nicht Hand
angelegt, um die die nach dem Zufallsprinzip und auf den ersten Blick doch
recht profanen Kunststofffiguren zu kleinen Kunstwerken der Marke Hingucker zu
machen.
Einige
Schlaglichter der Figur-Art zeigen es: Heiner Schmitz hatte seine Figuren in
zwei Indianer verwandelt, die als eher traurige Figuren auf künstlichen Grass
in ihrem Reservat standen, das in Form einer abgeschlossene Glas-Vase symbolisiert
wurde. Damit wollte der weitgereiste Fotograf das Schicksal der von unserer
Zivilisation bedrohten indigenen Völker ins Bild setzen. Helmut Koch verwandelte
seine Kunststoffrohlinge in clowneske Marionetten und Hampelmänner.
Unterschrift seiner Arbeit: „Strippenzieher brauchen Hampelmänner und Hampelmänner
brauchen Strippenzieher. Marionetten werden manipuliert, ohne dass sie eine
Wahl haben, aber wir haben eine Wahl, obwohl wir oft manipuliert werden.“
Fotograf Jochen Poths veränderte seine Kunststoff-Protagonisten nur minimal,
drückte ihnen aber unabsehbar analoge Fotonegative in die Hand. Mit seiner
Arbeit „Der Fotograf“ wollte er „diese Geschöpfe der digitalen Zeit in einen
Kontrast zur analogen Vergangenheit stellen, aus der wir kommen.“ Malerin
Ursula Vehar setzte ihre Figuren in art-gerechte Schaukästen und verwandelte sie
ganz mythologisch in einen Siegfried, der im schwarzen Drachenblut gebadet hat
und einen weißen Siegfried, der sich für unverwundbar hält, obwohl nur sein
kleines Lindenblatt mit dem schwarzen und schützenden Drachenblut benetzt ist.
Titel: „Siegfried im Drachenblut gebadet und: Siegfried im Irrtum!“ Bildhauer
Jochen Leyendecker konfrontierte seine Kunststoffkameraden, „deren Haptik mir
gar nicht behagt“ mit für ihm vertrauten Metall-Miniaturskulpturen. Die eine
kommt dem Mann, der die Fahne der Revolution trägt als falscher Wegweiser in
die Quere. Und auf der anderen Seite spielt sein Kollege den von Picasso inspirierten
schwungvollen Frauen zum Tanze auf. Uwe Dieter Bleil, der für den Mai eine Retroperspektive auf 25 Jahre AnDer ankündigte,
ließ sich bei seinem Kunststoff-Kunst-Duo von religiösen Motiven inspirieren. Bei
ihm stand der blaue und von Pfeilen durchbohrte Märtyrer Sebastian neben seiner
blutroten Leidensgenossin Barbara, die stählern eingezäunt die von ihrem Vater
zugefügten Qualen erduldet.
AnDer-Aktion
Die
am vergangenen Samstag in den Räumen der Saarner Firma Ego3D ausgestellten
Miniaturen will AnDer für 360 Euro pro Skulptur an den Kunstliebhaber und die
Kunstliebhaberin bringen. Der Verkaufserlös soll je zu Hälfte an die jeweiligen
Künstler gehen beziehungsweise in einen Topf zur Finanzierung der für den Mai
vorgesehenen Jubiläumsausstellung fließen. Auskünfte dazu gibt Fotograf Heiner
Schmitz unter der Rufnummer: 0172/2522003. Mehr über die Künstlergruppe AnDer erfährt
man im Internet unter: www.anderart.de
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