Petrus war am ersten der Tollen Tage gnädig mit den Jecken und Möhnen. Abgesehen von einigen Regentropfen am Mittag blieb es trocken und zwischendurch schien sogar die Sonne. Auf dem Rathausmarkt und auf dem Saarner Pastor-Luhr-Platz nutzten jeweils gut 200 närrische Frauen und Männer die Gunst der Stunde, um sich vom musikalischen und tänzerischen Bühnenprogramm in Karnevalslaune zu bringen.
Auf beiden Plätzen beließen es die jecken Frauen und ihre männlichen Gesinnungsgenosssen nicht beim Zuhören, Klatschen und Mitschunkeln. Auf beiden Partymeilen starteten sie zwischenzeitlich zu einer Polonaise. Eine davon wurde in Saarn vom blau-weißen Schlagersänger Thomas Straßmann ("Ich bin kein Mann für eine Nacht!") angeführt. Er pendelte wie die Tollitäten zwischen der Stadtmitte und dem Saarner Dorf. "Die Gesangsshow der Tollitäten ist wirklich erfrischend und macht Lust auf den Sommer", fand die Saarnerin Tanja Brammer. Sie war mit ihren Freundinnen und Nachbarinnen Nicole Einmold, Kathleen Zabinski und Hanne Kaluza zum Pastor-Luhr-Platz gekommen, "weil die Atmosphäre hier so schön familiär und dörflich ist und alle Generationen gemeinsam den Karneval feiern." Auch Margit Schettler von der Werbegemeinschaft Saarn, die die 50. Saarner Altweiberparty mit der Mülheimer Stadtwache organisiert hat schätzt den familiären Charakter des Festes, "das ein echtes kulturelles Brauchtum ist und funktioniert, weil die sozialen Kontakte stimmen und die Menschen sich auch vom Wetter nicht abhalten lassen, hier hin zu kommen."
Gemeinsam gelebtes Brauchtum
Aber auch beim Möhnensturm auf dem Rathausmarkt konnte man fröhlich feiernde Clownsfrauen, Blumenfrauen und närrische Teufelsweiber bei ihrem Gute-Laune-Handwerk beobachten. "Wenn uns schon mal ein so tolles Showprogramm von den Möhnen und Karnevalisten geboten wird, müssen wir das doch unterstützen. Es ist ja sonst leider wenig genug los", fanden Ilse Hegmann und Ursula Bialek. "Wir haben hier eine gute Gemeinschaft und eine sehr schöne Atmosphäre", lobte Monika Richter. Die Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt, Michaela Rosenbaum war als A-Woman mit der Ansage: "Mit Herz gegen soziale Kälte" und einigen Kolleginnen zum Rathaussturm der Mohnen gekommen. "Die Betreuungssituation für Kinder und pflegebedürftige Angehörige müsste verbessert werden, damit mehr Menschen Familie und Beruf miteinander vereinbaren könnten", nannte Rosenbaum nur eine mögliche Aufgabe der närrischen Regenten. "Eine gute Lösung für den öffentlichen Personennahverkehr", wünschte sich der entmachtete Stadtdirektor Frank Steinfort von den Tollitäten.
Verspäteter Startschuss
Die hatten nach einem verspäteten Startschuss durch die Konfettikanone der Karnevalsgesellschaft Wagaschei und nach einem siegreichen Geduldsspiel gegen Bürgermeisterin Margarete Wietelmann um 12.30 Uhr die Stadtschlüssel erobert. Als erste Amtshandlung ermächtigten sie die Möhnen dazu, Wietelmann und den als Roten Teufel erschienenen Kulturdzernenten Marc Buchholz für die närrische Putzkolonne zu verpflichten. Die Amtsträger ergaben sich entspannt in ihr Schicksal und Bürgermeisterin Wietelmann forderte Mohnen und Tollitäten auf: "Lasst die Karnevalskultur erwachen und bringt die ganze Stadt zum Lachen."
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