Dienstag, 11. Februar 2020

Von Johannes XXIII. inspiriert

Seinen 60. Geburtstag feiert Pfarrer und Stadtdechant Michael Janßen am kommenden Sonntag, 16. Februar, nach dem um 11.30 Uhr beginnenden Hochamt mit einer Begegnung in seiner Pfarrkirche St. Mariae Geburt an der Althofstraße.
Hier hat der gebürtige Oberhausener bereits seine seelsorgerischen Lehrjahre als Kaplan (1989 bis 1992) verbracht, ehe er 2004 als Pfarrer zurückkam und 2008 als Nachfolger von Manfred von Schwartzenberg als Stadtdechant an die Spitze der zurzeit aus rund 48.000 katholischen Christen bestehenden Stadtkirche trat. Seit der Gemeindereform von 2006 leitet Janßen als Pfarrer die Groß-Pfarrei St. Mariae Geburt, zu der nicht mehr nur die Zentralgemeinde in der Stadtmitte, sondern auch vormals eigenständige Pfarreien in Holthausen und Heißen gehören.

Seelsorger und Manager in Personalunion

Das hat aus dem Seelsorger auch einen Manager werden lassen. "Das habe ich mir als 25-Jähriger bei meiner Priesterweihe so nicht vorgestellt. Aber dieser Weg ist für mich gut gangbar, weil ich mit dem Verwaltungsleiter Christian Lindmüller und dem neuen Referenten für die Stadtkirche, Christopher Frieling zwei Männer an meiner Seite habe, die mich bei meinen organisationstechnischen Aufgaben unterstützen, so dass meine Aufgaben als Pastor und Seelsorger nicht zu kurz kommen", sagt Janßen. Dankbar ist der Pfarrer von St. Mariae Geburt nicht nur für seine hauptamtlichen Mitarbeiter, sondern auch für die rund 400 Gemeindemitglieder, die sich ehrenamtlich, zum Beispiel als Katecheten, Lektoren, Küster, Kommunionhelfer, Begräbnisleiter oder als Wortgottesdienstleiter in und für das Gemeindeleben engagieren. Kraft für seine Arbeit schöpft der Pfarrer nicht nur aus seinem christlichen Glauben, sondern auch aus seinen Wanderungen und Bergtouren:
"Dabei bekomme ich den Kopf frei, frei für neue und gute Ideen",  betont Janßen.

Arbeit ist kein Spaziergang 

Kirchenaustritte, priesterliche Missbrauchsfälle und Priestermangel. Heute Pfarrer in der katholischen Kirche zu sein, das ist kein Sonntagsspaziergang. Es spricht für sich, dass es im Ruhrbistum derzeit nur sieben Priesteramtskandidaten gibt und Janßen Mülheimer Amtskollege Christian Boeckmann als Pfarrer mit St. Barbara und St. Mariä Himmelfahrt gleich zwei Pfarrgemeinden leiten muss. Doch Janßen, der sich vom Vorbild des Konzilspapstes Johannes XXIII. dazu inspirieren ließ Priester zu werden, bleibt hoffnungsfroh.
Wie bei Johannes XXIII. sieht Janßen auch bei seinem heutigen Nachfolger Franziskus die Bereitschaft,
"unsere Kirche in die Herausforderungen unserer Zeit einzupassen, ohne sie an den Zeitgeist anzupassen."
Ein Zeichen dafür sieht er im Synodalen Weg, den die katholische Kirche begonnen hat und in der päpstlichen Prüfung, verheirateten Männer, die sich in der Ehe bewährt haben, den Zugang zum Priesteramt zu gewähren und Frauen das Diakonat zu übertragen. Letzteres sieht Janßen als Vorstufe zum Priesteramt der Frau. "Hoffnung machen mir", so Janßen, "aber auch die Fortschritte der praktischen Ökumene, bei der es mir nicht schnell genug vorangehen kann und die vielen Gespräche, die ich mit ganz unterschiedlichen Menschen führe. Sie zeigen mir: Die Menschen sind heute nicht weniger religiös als früher. Und es gab noch nie so viel Sehnsucht nach sinnvollem und gelingendem Leben wie heute." Zum gelingenden Leben gehört für den Stadtdechanten Mülheims und Pfarrer von St. Mariae Geburt aber auch die Einsicht der Christen, "dass wir eine Botschaft haben, die nicht ohne politische Folgen bleiben kann, und die uns auffordert, Farbe zu bekennen gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus, weil diese Ideen dem christlichen Menschenbild der Gottesliebe und der Menschenliebe radikal widersprechen."
Dieser Text erschien am 10. Februar 2020 im Lokalkompass der Mülheimer Woche

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