Freitag, 14. Februar 2020

Wohin führt der synodale Weg?

Der in Frankfurt am Main begonnene Synodale Weg bewegt auch die Katholiken im Ruhrgebiet. Bei einer Abendveranstaltung in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg diskutierten Generalvikar Klaus Pfeffer, Deutschlandfunk-Journalistin Christiane Florin und der Münsteraner Theologie-Professor Michael Seewald mit rund 200 Katholiken darüber wie der Synodale Weg zu einem kirchlichen Aufbruch führen könne.



Skepsis und Hoffnung hielten sich sowohl auf dem von Akademiedozent Jens Oboth moderierten Podium als auch im Auditorium die Waage. Aus dem engagiert mitredenden Publikum waren kritische Stimmen zu hören: „Die Kleriker haben uns Laien in unserer eigenen Kirche entmachtet und enteignet!“ und: „Wollen wir wirklich so werden wie die Evangelische Kirche?“ oder: „Wir brauchen keine Strukturdiskussion, sondern mehr gelebte Liebe und Umkehr im Geiste Jesu!“, hieß es da zum Beispiel.



Applaus und Zustimmung erfuhr Christiane Florin für ihre Forderung nach einer echten Gleichberechtigung der Frauen in der katholischen Kirche, die sich nach ihrer Ansicht nur dann reformieren kann, „wenn die Bischöfe auf Macht verzichten“ und sich die reformbereite „Mehrheit der Katholiken nicht länger von einer autoritären Minderheit in ihrer Kirche vor sich hertreiben“ lasse. Dazu gehört für Florin auch ein menschlicherer Umgang mit Homosexuellen und wiederverheirateten Geschiedenen.



Ausdrücklich verteidigten Florin und Seewald die Tatsache, dass sich die katholische Kirche mit ihrem synodalen Weg die Zeit für Strukturdebatten nehme. „Wenn die Kirche aufbrechen und umkehren will, muss sie vor die Entscheidung treffen, in welche Richtung gehen soll“, betonte Michael Seewald. Und Christiane Florin, die beim Deutschlandfunk die religiöse Sendung „Tag für Tag“ moderiert, unterstrich: „Nicht nur mir geht langsam die Geduld aus. Denn die Tatsache, dass wir seit über 40 Jahren immer wieder über die gleichen Themen diskutieren müssen, zeigt doch, dass die Leute in der Kirche noch so gut sein können, wenn deren Strukturen nicht stimmen.“ In diesem Zusammenhang wies Professor Seewald auf die Entscheidungskompetenz des Papstes hin und warnte die Bischöfe vor den negativen Folgen „einer gespielten Beteiligung der Kirchenmitglieder“. Wie Florin sieht der Dogmatiker von der Universität Münster keine „zwingenden theologischen Gründe“, Frauen den Zugang zum Priesteramt zu verwehren. Hoffnungsvoll stimmt ihn die Tatsache, „dass sich die Spannungen in der Kirche entladen, ohne dass es bisher darüber zu Ausgründungen gekommen wäre.“



Mit Blick auf die Reformdebatte des Synodalen Weges riet Generalvikar Klaus Pfeffer zu einer „verbalen Abrüstung“ und zu einem toleranten „Aushalten der ambivalenten Vielfalt in unserer Kirche.“ Angesichts der diskutierten Fragen wie dem Priesteramt der Frau oder der gleichberechtigten Mitbestimmung der Laien, wenn es zum Beispiel um den Einsatz der Kirchensteuermittel gehe, betonte Pfeffer: „Der Bischof von Essen ist nicht der Papst, der morgen schon Frauen zu Priesterinnen weihen könnte.“ Gleichzeitig ließ Pfeffer keinen Zweifel daran, dass es sich die Bischöfe mit ihrer vielfach kritisierten 2/3-Mehrheit im Kirchenparlament nicht erlauben könnten, „dass beim synodalen Prozess nix rauskommt.“ Dass auch Frauen und verheiratete Männer künftig mehr geistliche Aufgaben und Ämter in der Kirche übernehmen werden, liegt für Pfeffer angesichts von aktuell sieben Priesteramtskandidaten im Bistum Essen auf der Hand. Und die Kritik an einer Protestantisierung der katholischen Kirche konterte der Generalvikar mit einem Bormot, mit dem der die Lacher auf seiner Seite hatte: „Vielleicht tut es uns ja ganz gut, wenn die katholische Kirche etwas protestantischer und die evangelische Kirche etwas katholischer wird. Mehr Informationen zum Thema findet man auf der interaktiven Internetseite: www.synodalerweg.de


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