Der in Frankfurt am Main begonnene
Synodale Weg bewegt auch die Katholiken im Ruhrgebiet. Bei einer
Abendveranstaltung in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg diskutierten Generalvikar
Klaus Pfeffer, Deutschlandfunk-Journalistin Christiane Florin und der Münsteraner
Theologie-Professor Michael Seewald mit rund 200 Katholiken darüber wie der
Synodale Weg zu einem kirchlichen Aufbruch führen könne.
Skepsis und Hoffnung hielten sich sowohl auf dem von Akademiedozent
Jens Oboth moderierten Podium als auch im Auditorium die Waage. Aus dem
engagiert mitredenden Publikum waren kritische Stimmen zu hören: „Die Kleriker
haben uns Laien in unserer eigenen Kirche entmachtet und enteignet!“ und: „Wollen
wir wirklich so werden wie die Evangelische Kirche?“ oder: „Wir brauchen keine
Strukturdiskussion, sondern mehr gelebte Liebe und Umkehr im Geiste Jesu!“,
hieß es da zum Beispiel.
Applaus und Zustimmung erfuhr Christiane Florin für ihre
Forderung nach einer echten Gleichberechtigung der Frauen in der katholischen
Kirche, die sich nach ihrer Ansicht nur dann reformieren kann, „wenn die
Bischöfe auf Macht verzichten“ und sich die reformbereite „Mehrheit der
Katholiken nicht länger von einer autoritären Minderheit in ihrer Kirche vor
sich hertreiben“ lasse. Dazu gehört für Florin auch ein menschlicherer Umgang
mit Homosexuellen und wiederverheirateten Geschiedenen.
Ausdrücklich verteidigten Florin und Seewald die
Tatsache, dass sich die katholische Kirche mit ihrem synodalen Weg die Zeit für
Strukturdebatten nehme. „Wenn die Kirche aufbrechen und umkehren will, muss sie
vor die Entscheidung treffen, in welche Richtung gehen soll“, betonte Michael
Seewald. Und Christiane Florin, die beim Deutschlandfunk die religiöse Sendung „Tag
für Tag“ moderiert, unterstrich: „Nicht nur mir geht langsam die Geduld aus.
Denn die Tatsache, dass wir seit über 40 Jahren immer wieder über die gleichen
Themen diskutieren müssen, zeigt doch, dass die Leute in der Kirche noch so gut
sein können, wenn deren Strukturen nicht stimmen.“ In diesem Zusammenhang wies
Professor Seewald auf die Entscheidungskompetenz des Papstes hin und warnte die
Bischöfe vor den negativen Folgen „einer gespielten Beteiligung der
Kirchenmitglieder“. Wie Florin sieht der Dogmatiker von der Universität Münster
keine „zwingenden theologischen Gründe“, Frauen den Zugang zum Priesteramt zu
verwehren. Hoffnungsvoll stimmt ihn die Tatsache, „dass sich die Spannungen in
der Kirche entladen, ohne dass es bisher darüber zu Ausgründungen gekommen
wäre.“
Mit Blick auf die Reformdebatte des Synodalen Weges riet
Generalvikar Klaus Pfeffer zu einer „verbalen Abrüstung“ und zu einem toleranten
„Aushalten der ambivalenten Vielfalt in unserer Kirche.“ Angesichts der
diskutierten Fragen wie dem Priesteramt der Frau oder der gleichberechtigten
Mitbestimmung der Laien, wenn es zum Beispiel um den Einsatz der Kirchensteuermittel
gehe, betonte Pfeffer: „Der Bischof von Essen ist nicht der Papst, der morgen
schon Frauen zu Priesterinnen weihen könnte.“ Gleichzeitig ließ Pfeffer keinen
Zweifel daran, dass es sich die Bischöfe mit ihrer vielfach kritisierten
2/3-Mehrheit im Kirchenparlament nicht erlauben könnten, „dass beim synodalen
Prozess nix rauskommt.“ Dass auch Frauen und verheiratete Männer künftig mehr
geistliche Aufgaben und Ämter in der Kirche übernehmen werden, liegt für
Pfeffer angesichts von aktuell sieben Priesteramtskandidaten im Bistum Essen
auf der Hand. Und die Kritik an einer Protestantisierung der katholischen
Kirche konterte der Generalvikar mit einem Bormot, mit dem der die Lacher auf
seiner Seite hatte: „Vielleicht tut es uns ja ganz gut, wenn die katholische
Kirche etwas protestantischer und die evangelische Kirche etwas katholischer wird.
Mehr Informationen zum Thema findet man auf der interaktiven Internetseite: www.synodalerweg.de
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