Ohne Prinzessin Sarah-Katharina müssen die Kindertollitäten am Samstag das Finale des Saalkarnevals bestreiten. Denn die närrische Nachwuchsregentin liegt erkältet und fiebrig im Bett. Bei jedem ihrer sechs Auftritte nehmen Prinz Simon I., Pagin Celina und Page Serafino die besten Genesungswünsche mit. Alle Karnevalisten und Jecken drücken Sarah-Katharina die Daumen, dass sie beim Rosenmontagszug wieder mit von der närrischen Partie sein kann.
Zumindest mit ihrer Stimme auf dem Playback-Tonband ihrer Tanzshow mit den Liedern „Wir malen die Welt bunt an und lassen sie erstrahlen in Regenbogenfarben“ und: „Wir feiern das Leben“ ist Sarah-Katharina auch am Samstag mit dabei. Bevor am Nachmittag die erste Saalveranstaltung im Speldorfer Pflegeheim Marienhof auf dem Programm steht, chauffieren die beiden Adjutanten Christian Krebber und Sabine von Zitzewitz die kleinen Tollitäten zum Närrischen Biwak am Kurt-Schumacher-Platz. Beim regnerischen und fast vom Winde verwehten Auftritt vor dem Forum zeigt sich, wie gut es ist, dass die kränkelnde Kinderprinzessin an diesem Tag zuhause geblieben ist.
Nach der ersten Bühnenshow des Tages stellen sich Simon, Serafino und Celina als Losverkäufer im Forum noch in den Dienst der Rosenmontagstombola. Nicht nur beim Gang durchs Forum, sondern auch bei der Fahrt durch die Stadt und natürlich bei den Auftritten in den Sälen merkt man, den Kindertollitäten fliegen die Herzen und Symapthien zu. Das Prinzenmobil wird bei seiner Fahrt durch die Stadt immer wieder erkannt und angehupt. Menschen am Straßenrand winken den Kindertollitäten zu.
Auf dem Weg von einem Termin zum nächsten studiert Prinz Simon seine von Sabine von Zitzewitz vorbereiteten Sprechkarten. Bei seinen Auftritten spricht er dann frei. Die Erzieherin Sabine von Zitzewitz und Simon kennen sich bereits aus der geneinsamen Kindergartenzeit. Nicht nur beim Biwak und bei den Bewohnern des Marienhofs, sondern auch bei den abendlichen Karnevalsveranstaltungen der KG Blau Weiß im Altenhof, der MüKaGe und der Gemeinden St. Engelbert und St. Mariae Rosenkranz im Autohaus Extra und der Mölmschen Houltköpp im Wintergarten der Stadthalle zeigen sich die Kindertollitäten, trotz ihrer ersatzgeschwächten Besetzung an diesem Tag erstaunlich souverän, locker und gut aufeinander eingespielt. Das gesprochene Wort und die getanzte Show kommen beim Publikum an und lassen den Funken überspringen. Auch im Marienhof schauen die Kindertollitäten in fröhliche Gesichter und einige der Senioren vollziehen die Showgesten Simons, Celinas und Serafinos mit ihren Händen und Armen nach. „Es ist schön, dass wir den alten Menschen in ihrem wenig abwechslungsreichen Alltag, etwas Freude bringen können. Auch wir werden irgendwann so alt sein wie sie“, sagt Kinderprinz Simon. Später, auf der Fahrt zur Geburtstagsfahrt des Karnevals-Geschäftsführer Hans Klingels, der an diesem Karnevalssamstag 70 Jahre alt wird, macht sich der zwölfjährige Kinderprinz, der das Gymnasium Broich besucht, Gedanken wie der Mülheimer Karneval mehr Nachwuchs gewinnen könnte: „Man sollte an den Schulen mehr Werbung machen, zum Beispiel durch Flyer und durch die Gemeinschaftsveranstaltungen, damit mehr Kinder und Jugendliche den Karneval nicht nur am Rosenmontag kennen lernen. Gut wäre es auch, wenn mehr moderne und auch englischsprachige Lieder im Karneval gespielt würden, die bei Jugendlichen besser ankommen. Außerdem könnte man die Gardeuniformen moderner designen“
Mehr als 100 Bühnenauftritte haben offensichtlich ihre Wirkung getan und die Nachwuchsregenten nicht nur auf der Bühne wachsen lassen. Page Serafino kann sich jetzt vorstellen, wie Simon in einer der kommenden Sessionen den Sprung vom Pagen zum Prinzen zu machen. Gustav-Heinemann-Schüler Serafino (11) und Simon sind nicht nur tänzerisch gut aufeinander eingestimmt. Beide spielen im Fanfarenzug der Mölmschen Houltköpp Trompete und begeistern auch an diesem Karnevalssamstag ihr Publikum mit dem Trompeten-Solo: „Ach wäre ich nur ein einzig mal ein schmucker Prinz im Karneval.“ Für Simon ist dieser Traum bereits in Erfüllung gegangen. Und unermüdlich tauschen Serafino und Simon nach ihrem letzten Auftritt bei den Holtköpp im Wintergarten der Stadthalle um 21.30 Uhr ihr Tollitäten-Ornat gegen das Outfit ihres Fanfarenkorps, um noch mal eben dessen Show-Block mitzuspielen.
Adjutanten sprangen ein
Nicht nur die Kindertollitäten, sondern auch ihre im Hintergrund fleißigen Adjutanten Christian Krebber und Sabine von Zitzewitz bekommen am Samsatgabend bei den Karnevalisten viel Lob und Applaus: „Wir sind euch sehr dankbar für euren Einsatz“, sagt Blau-Weiß-Präsident Thomas Straßmann im Altenhof. „Ihr habt eure Aufgabe, von der ihr drei Tage vor der Kinderprinzenproklamation noch nichts wusstet, bravourös gemeistert“, lobt MüKaGe-Geschäftsführer Rolf Völker und lässt die Jecken im Autohaus Extra für die Adjutanten, die im Januar kurzfristig für den verstorbenen Hofmarschall Hermann-Josef Hüßelbeck eingesprungen sind, eine Saal-Rakete zünden. „Wir sind dankbar, dass nicht nur unsere Arbeitgeber, sondern auch die Kinder, die wir schon von früheren gemeinsamen Auftritten her kennen, so toll mitgezogen haben“, betont das Adjutanten-Paar. Ein wichtige Station für das Team der Kindertollitäten ist nicht nur an diesem Karnevalssamstag das von Martin Hesse geführte Hotel Handelshof. Hier können sich die närrischen Regenten während ihrer Auftrittspausen auf Kosten des Hauses stärken, und im Billardzimmer des Traditionshauses ihrem neuen Lieblingsspiel nachgehen. „Nach dem plötzlichen Tod von Hermann-Josef Hüßelbeck, habe ich den Handelshof gerne als Hofburg zur Verfügung gestellt, um das Team damit zu unterstützen und zu entlasten“, erklärt Hesse.
Dieser Text erschien am 23. Februar 2020 in NRZ & WAZ
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