Dienstag, 25. Februar 2020

Mülheimer Rosenmontag


Trotz Wind und Regen kamen mehrere 1000 Jecken zum Rosenmontagszug in die Innenstadt. Der Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval geht von rund 30.000 Zugbesuchern aus. Die Polizei spricht von rund 8000. Vor allem an der Kaiserstraße und an der Leineweberstraße standen die Jecken und Kamellejäger dicht beieinander. An den anderen  Abschnitten der Zugstrecke waren die Zuschauerreihen etwas lichter. Erstmals hatten sich auch im Tunnel an der Eppinghofer Straße schaulustige Jecken postiert. 


„Dass es an der Zugstrecke zu keinen besonderen Vorkommnissen kam“, nannte Chefkarnevalist Markus Uferkamp bei der Abschluss-Pressekonferenz in der Stadthalle „eine der erfreulichsten Nachrichten des Tages.“ Der stellvertretende Einsatzleiter des Deutschen Roten Kreuzes, Christian Burger meldete sechs medizinische Hilfseinsätze, bei denen aber nur in einem Fall ein Notarzt einbezogen werden musste. Es handelte sich hierbei um Einsätze, die durch Alkoholeinfluss, Kreislaufstörungen und einen allergischen Schock notwendig wurden. Zwei Kinder konnte das DRK, nach wenigen Minuten wieder der Obhut ihrer Eltern übergeben.


Zugleiter Rainer Bleier und die stellvertretende Einsatzleiterin des Technischen Hilfswerkes, Verena Thöne, sprachen von einigen PKWs, die vor dem Beginn des seit 1958 stattfindenden Rosenmontagszuges abgeschleppt werden mussten. Neben Zugleiter Rainer Bleier, bedankten sich auch Hauptausschusspräsident Markus Uferkamp, Bürgermeisterin Margarete Wietelmann und  Stadtprinz Dennis I. (Weiler) ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit der Karnevalisten und deren Unterstützung durch THW, DRK, Feuerwehr, Polizei und Ordnungsamt. Allein das Deutsche Rote Kreuz war beim Rosenmontagszug mit 77 Helfern im Einsatz. Das Technische Hilfswerk war mit 38 Einsatzkräften vor Ort, wobei die Helfervereinigung des THWs die Zugteilnehmer mit Erbsensuppe versorgte. „Diese gut funktionierende Zusammenarbeit spricht für unsere Stadtgesellschaft und zeigt, dass wir gemeinsam viel Gutes für die Bürger auf die Beine stellen können“, sagte Margarete Wietelmann. Seinen Dank an alle Zugteilnehmer und Unterstützer verband Stadtprinz Dennis mit der Bitte um mehr Rücksichtnahme an der Zugstrecke. „Wenn ich versucht habe, Kindern am Zugweg gezielt Kuscheltiere, eine Tafel Schokolade oder einen Ball zuzuwerfen, habe ich es leider immer wieder erlebt, dass sie den Kindern von Jugendlichen und Erwachsenen vor der Nase weggeschnappt worden sind.“



Trotz der widrigen Wetterverhältnisse waren nicht nur unter den rund 1200 Zugteilnehmern, sondern auch unter den Zuggästen am Straßenrand viele Kostümierte zu sehen. Da tummelten sich kleine und große Cowboys, Indianer, Clowns, Drachen, Prinzessinnen, Pippi Langstrümpfe, Tiger, Elefanten und viele andere tierische und närrische Fabelwesen. Zu den kostümierten Zugteilnehmern gehörten auch Katzenfrau Eva, Ritter Norbert, Cowboy Gunnar, Pirat Dieter, Clownsfrau Nicole, Prinzessin Anna, Musketier Justin, Lady Christin, Clown Christian und Knastbruder Dominik. Sie fuhren als Bewohner des Fliednerdorfes auf einem Zugwagen der Röhrengarde mit. In dessen Gefolge ging auch der 25-köpfige Musikzug der Silber-Blauen im Zug mit und spielte alle Karnevalsschlager rauf und runter. Die Bewohner des Selbecker Fliednerdorfes wurden von ihren Betreuern, (Hippie) Andreas Hesse, (Hase) Timo Wäller, (Tigerfrau) Angela Buchner und vom (Schwarzen Schaf) Nadine Malinowsky und vom Ehrenpräsidenten der Röhrengarde Lothar Schott begleitet. Die Gäste aus dem Fliednerdorf, die bereits zum dritten Mal auf einem Rosenmontagswagen der Röhrengarde mitfuhren, brachten nicht nur selbst gebastelte Venezianische Masken für die Dekoration des Wagens, sondern auch Wurfgut für insgesamt 1100 Euro mit, das sie mit vollen Händen und Begeisterung unter das närrische Straßenvolk brachten. „Das ist für uns der schönste Tag des Jahres“, freute sich Andreas Hesse. Sein Kollege Timo Wäller fühlte sich angesichts von vielen 1000 enthusiastischen Gesichtern „wie ein Rockstar.“ Ihre Kolleginnen Angela Buchner und Nadine Malinowsky sprachen mit Blick auf die närrische Stimmungs- und die klimatische Wetterlage von „einer feucht-fröhlichen Angelegenheit“ und von „einer ganz neuen Sicht auf den Rosenmontagszug. Auch die Bewohner des Fliednerdorfes hatten trotz des Segens von oben viel Freude am Kamellewerfen. Vor allem Musketier Justin ging als Stimmungskanone mit närrischem Beispiel voran und motivierte die Wagenbesatzung zu der einen oder anderen Schunkel- und Tanzrunde. 


Der bei der Theodor-Fliedner-Stiftung für den Bereich Wohnen für Menschen mit Behinderung zuständige Friedhelm Tissen begleitete den Zug als einer von insgesamt 230 Ordnern, die mit ihren blauen Absperrseilen an den Wagenachsen dafür sorgten, dass kein Kamellejäger unter die Räder des Rosenmontagszuges kam. Alle Zugteilnehmer aus dem Fliednerdorf waren sich nach der zweistündigen Rosenmontagsfahrt einig: „Nächstes Jahr sind wir wieder mit dabei.“

Bei der Abschluss-Pressekonferenz des Rosenmontagszugs gab der Geschäftsführer des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval, Hans Klingels, die von den Vorsitzenden der 13 Mülheimer Karnevalsgesellschaften mit 150, 100 und 50 Euro prämierten Wagen des Rosenmontagszuges bekannt. Es sind dies der Motivwagen zum Thema Ökumene im Karneval. Dieser Wagen zeigt die evangelische Immanuelkirche in Styrum und die katholische St.-Engelbert-Kirche in Eppinghofen mit einer Narrenkappe. In beiden Kirchen wurden in dieser Session ökumenische Karnevalsgottesdienste gefeiert. Den zweiten Platz belegte der Gesellschaftswagen der Karnevalsgesellschaft Blau Weiß mit dem aus 4500 Styropor-Steinen nachgebauten Schloss Broich, gefolgt vom Regenbogen-Wagen der zur Mülheimer Stadtwache gehörenden Showtanzgarde New Generation. Weitere Motivwagen des Rosenmontagszuges thematisierten die Plastik-Vermüllung der Weltmeere und die Forderung der Karnevalsvereine nach der Anerkennung als Kulturgut und einer entsprechenden Förderung der Stadt. Mit den Wappen der Stadt und des Hauptausschusses Groß-Mülheimer Karneval, die sich an der Hand halten und dem Schriftzug „Kultur und Karneval – Zwei, die zusammengehören“, wurde dieses politische Thema ins Bild gesetzt. Unter den 28 Wagen des Rosenmontagszuges waren diesmal fünf Motivwagen. 

Dieser Text erschien am 24. Februar 2020 im Lokalkompass der Mülheimer Woche

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ein Mini-Malta an der Ruhr

Wo heute der Nachwuchs bei der Arbeiterwohlfahrt seine Freizeit verbringt, schoben im alten Wachhaus der Wraxham Baracks von 1945 bis 1994 S...