Freitag, 1. November 2019

Sanierung des Tersteegenhauses braucht Zeit

"Was wird aus dem Tersteegenhaus?" Das fragen sich alle Mülheimer, die das Heimatmuseum an der Teinerstraße seit eineinhalb Jahren eingerüstet sehen. Jetzt gaben die Technische Leiterin des städtischen Immobilienservice, Julia Bodenstein und ihr zuständiger Planungsteamleiter, Kay Alef, bei der Mitgliederversammlung des Freundes- und Förderkreises Heimatmuseum Tersteegenhaus einen Zwischenbericht.
Wie Bodenstein bei der Veranstaltung im benachbarten Petrikirchenhaus mitteilte, haben die bautechnischen und bauhistorischen Untersuchungen ergeben, dass der Kern des Tersteegenhauses bereits im Jahr 1530 errichtet worden ist und seine Raumaufteilung im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert worden ist. So war das Erdgeschoss des Hauses ursprünglich ein hallenartiger Raum. Das heutige Treppenhaus stammt aus der Wiederaufbauphase der frühen 1950er Jahre.
Laut Bodenstein und Alef kann im Laufe des Jahres 2020 mit dem ersten Sanierungsschritt begonnen werden. Mithilfe chemischer Substanzen, aber auch durch das Ersetzen ganzer Bauteile soll der Hausschwamm beseitigt werden. Nur so kann die Standfestigkeit des Hauses, in dem der Mystiker, Menschenfreund und Dichter Gerhard Tersteegen von 1746 bis zu seinem Tode 1769 gelebt und gewirkt hat, wieder hergestellt werden. Dann, so machten die Fachleute des Immobilienservice deutlich, könne die unansehnliche Einrüstung des Tersteegenhauses, abgebaut und durch einen Bauzaun ersetzt werden. Das wäre nicht nur nach Ansicht des Vereinsvorsitzenden Markus Püll ein wichtiges Etappenziel, weil so eines der ältesten Häuser Mülheims für die Öffentlichkeit wieder sichtbar würde.
Erst dann könne man, so Püll und Bodenstein, an die eigentliche Sanierung des Hauses herangehen und zeitgleich die konkrete Planung eines Nutzungskonzeptes in Angriff nehmen. Angesichts der Finanzierungsfrage und der zum Teil europaweiten Ausschreibung von entsprechenden Planungs- und Bauaufträgen, wollten Bodenstein und Alef keinen Zeitrahmen nennen. Allgemein war von mehreren Jahren die Rede, ehe das Tersteegenhaus wieder als Heimatmuseum öffentlichkeitswirksam und pädagogisch sinnvoll genutzt werden kann.
"Wir werden das Tersteegenhaus nicht vergammeln lassen und wiederherstellen", versprach Julia Bodenstein und machte ihren Zuhörern im Petrikirchenhaus angesichts der vom Land und vom Bund signalisierten Unterstützungsbereitschaft Mut. Für den ersten Sanierungsschritt, der 2020 beginnen soll, stehen bereits 1,2 Millionen Euro bereit. 500.000 Euro kommen vom Bund. 340.000 Euro stellt die Stadt bereit. Der Rest kommt aus dem Denkmalförderprogramm des Landes NRW.
Geld für das Tersteegenhaus wollen die aktuell 55 Mitglieder des Freundes- und Förderkreis Heimatmuseum Tersteegenhaus unter anderem mit einem Handwerkermarkt einnehmen, der am zweiten Adventswochenende im Rahmen des seit 20 Jahren vom Verein Pro Altstadt organisierten Adventsmarktes in der Altstadt stattfinden soll.
Bis zur endgültigen Wiederherstellung des Tersteegenhauses müssen die Mülheimer mit dem in dieser Jahr vom Freundes- und Förderkreis Heimatmuseum Tersteegenhaus restaurierten und vor der Petrikirche aufgestellten Gedenksteins Vorlieb nehmen. Tersteegen-Biograf Prof. Dr. Ulrich Kellermann nutzte die Mitgliederversammlung im Petrikirchenhaus, um die bewegte Geschichte des 1838 von Mülheimer Bürgern gestifteten und von Paul Frank gestalteten Gedenksteins nachzuzeichnen. Der 2018 von Martin Grabowski restaurierte Gedenkstein überstand mit einigen Brand- Splitterspuren, wie das damals am Dach beschädigte Tersteegenhaus sogar den großen Luftangriff vom 22. und 23. Juni 1943. Gerhard Tersteegen selbst hatte sich einen Grabstein verbeten. Sein Grab, in dem er am 6. April 1769 auf dem Kirchhof an der Petrikirche seine letzte Ruge fand, war nach der Eröffnung des ersten Mülheimer Friedhofes an der Dimbeck 1812 zusammen mit den anderen Gräbern des alten Kirchhofes aufgehoben und 1837 planiert worden.


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