Montag, 18. November 2019

Mahnung zum Frieden ist aktueller denn je

Ernst, würdig und mit mehr Teilnehmern als im Vorjahr haben Mülheimer am 100. Volkstrauertag der Toten von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft gedacht. Gut 50 Mülheimer kamen am Samstagnachmittag zur Gedenkveranstaltung des Dümptener Bürgervereins am Schildberg. Gut 70 Bürger versammelten sich am Sonntagvormittag im Luisental und folgten damit der Einladung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.
Die Veranstaltung im Lusiental wurde vom Chor der Gesamtschule Saarn musikalisch begleitet, der unter der Leitung von Sebastian Klein mit Liedern wie "Dona nobis pacem/Schenk uns Frieden", "Halleluja" und: "Liebe ist wie wildes Wasser" den Kerngedanken des Volkstrauertages ebenso zum Ausdruck brachten wie die beiden Jugendstadträtinnen und Gustav-Heinemann-Schülerinnen Klara Aus der Fünten und Hannah Lena Hartmann, die im Luisental sprachen.

Frieden braucht Mut 

Hannah Lena Hartmann appellierte, "das unersetzlich wertvolle Gespräch mit den noch lebenden Zeitzeugen" der Kriegsgeneration zu suchen. Sie erinnerte daran, dass während der beiden Weltkriege und der NS-Diktatur insgesamt rund 80 Millionen Menschen, und damit so viele Menschen, wie heute in unserem Land leben, ihr Leben verloren haben. Hartmann betonte: "Wir brauchen heute Mut, um dem Hass den Rücken zu kehren und Versöhnung und Verständigung zu leben, so wie es 1965 die katholischen Bischöfe Polens in ihrem Brief an ihre deutschen Amtsbrüder vorlebten, in dem sie schrieben; "Wir gewähren Vergebung und wir bitten um Vergebung." Das braucht Mut.
Hartmanns Mitschülerin und Jugendstadtratskollegin erklärte unter anderem: "Gerade jetzt hat der Volkstrauertag eine unfassbare Aktualität und ist von großer Bedeutung. Er besteht nicht nur zum Gedenken, sondern auch zur scharfen Mahnung. Es wird gemahnt, in einer Zeit, in der wir in vermeintlichem Frieden und in Sicherheit Leben und in der Deutschland in Konflikten wie in Afghanistan mitkämpft und Waffen exportiert, aufmerksam zu werden. Kriege und Waffen, die augenscheinlich zur Menschenrechtswahrung und zur Friedensschaffung beitragen?! Aber Sie und ich wissen genau, wie viel Leid sich hinter jeder Kugel breit macht. Nur, weil die Kämpfe nicht hier stattfinden, heißt das nicht, dass wir unbeteiligt daran sind."

Nicht unbeteiligt sein

Der Kreisvorsitzende des Volksbundes, Markus Püll, sagte bei der gleichen Gedenkstunde. "Frieden zu schaffen und zu erhalten, braucht Mut. Die aktuellen weltpolitischen Ereignisse zeigen uns, dass wir in unserem Bemühen nicht nachlassen dürfen. Wir leben in einer Zeit, in der jüdisches Leben in Deutschland wieder zum Ziel von Übergriffen und bewaffneten Angriffen wird, wie zuletzt in Halle geschehen. Wir leben in einer Zeit, in der wir es uns nicht mehr erlauben können, unbeteiligt zu sein. Wir brauchen Mut zum Frieden. Das sind wir Opfern aller Nationen schuldig."
Bevor er mit Hannah Lena Hartmann, Klara Aus der Fünten und Markus Püll Kränze am Mahnmal im Luisental niederlegte, hatte Oberbürgermeister Ulrich Scholten in seiner Gedenkansprache unter anderem festgestellt: "Für eine hoffnungsvolle Zukunft müssen wir den Nationalismus überwinden, der in den vergangenen Jahrzehnten so viel Leid über unsere Völker gebracht hat. Der heutige Volkstrauertag mahnt uns, für die Werte der Demokratie einzutreten, um damit den Kurs in Richtung Frieden, Freiheit, Sicherheit und Völkerverständigung weiterhin einzuhalten. Für diese Werte müssen wir uns aktiv einsetzen. Denn sie sind nicht selbstverständlich."
Bereits am Vorabend des Volkstrauertages hatte Ludger Molitor, Pastor der katholischen Kirchengemeinde St. Barbara, bei der Gedenkstunde am Schidlberg ausgeführt: "Auch heute müssen wir Widerstand gegen Gewaltherrschaft, Terrorismus, politische und religiöse Verfolgung und gegen den Hass auf Fremde und Schwache leisten. Wir müssen unser Leben im Zeichen der Hoffnung, des Friedens und Versöhnung leben."
Dieser Text erschien am 17. November 2019 im Lokalkompass der Mülheimer Woche

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