Dienstag, 12. November 2019

Der Elfte im Elften

„Morgen ist Sankt Martin“, ließ mich meine Schwester gestern wissen. Den Elften im Elften verbinde ich als rheinische Frohnatur mit dem Beginn der Fünften Jahreszeit. Karneval und Sankt Martin!? Geht das zusammen? Als Sohn einer rheinisch-katholischen Mutter, der als Mülheimer im rheinischen Teil des Ruhrgebietes geboren ist, das in Teilen, siehe Mintard, bis heute zum Erzbistum Köln gehört, weiß ich: Fromm und fröhlich sind zwei Seiten derselben Medaille. Zugegeben: Der heilige Martin, der seinen Mantel mit einem Bettler teilte und deshalb heute würdiger Namenspatron einer Mülheimer Grundschule ist, war kein Karnevalsprinz, sondern erst Soldat und später Bischof unserer französischen Partnerstadt Tours.


Doch wer sich die, Gott sei Dank, auch durch unsere Stadt ziehenden Martinzüge ansieht, der bekommt schon eine Vorahnung vom Rosenmontagszug, der am 24. Februar 2020 wieder durch die Innenstadt zieht und damit für ihre Belebung sorgt.


Ob Martinsbrezel oder Kamelle, ob: „“Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind“ oder: „Wenn das Trömmelchen geht, dann stehen wir alle parat!“ Sankt Martin und Karneval feiern das Leben. Sie stimmen ein Loblied und kein Klagelied an. Damit erinnern sie uns, was im Leben wirklich wichtig ist. Beide Feste tun uns gerade in der dunklen Jahreszeit und in stürmischen Zeiten gut, weil sie uns daran erinnern, dass wir gemeinsam mehr vom Leben haben, wenn wir nicht nur nehmen, sondern auch geben und lieber Tränen lachen, statt sie zu weinen. 

Dieser Text erschien am 11. November 2019 in der NRZ

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