Gestern überraschte mich eine Terminabsage. „Aufgrund zu geringe m Interesse wird die geplante, geschlossene Gedenkveranstaltung „30 Jahre Mauerbau“ abgesagt“, hieß es da in einer Mitteilung der Stadt. Mit einer Feierstunde im Theater an der Ruhr wollte die Stadt eines epochalen Ereignisses gedenken, das, anders, als viele andere epochale Ereignisse der deutschen Geschichte allen Grund zum Feiern gibt. Jeder, der als dieses epochale Ereignis als Zeitgenosse, live vor Ort oder daheim am Fernseher miterleben durfte, wird nicht anders, als mit einem Gänsehautgefühl an diesen glücklichen Moment der deutschen Geschichte zurückdenken können. Und jetzt haben die von der Stadt geladenen Gäste der geschlossenen Gedenkveranstaltung zur Maueröffnung am 9. November 1989 30 Jahre später zu viel Theater, um den Weg zur Feierstunde ins Theater an der Ruhr zu finden. Vielleicht hat die Veranstaltungsabsage der Stadt aber auch mit der Ironie der Geschichte zu tun, die Maueröffnung in Berlin 30 Jahre später in Mülheim mit einer geschlossenen Gedenkveranstaltung feiern zu wollen. Denn eigentlich dürfte doch in unserer Stadt kein Saal, kein Platz und kein Fest groß und öffentlich genug sein, um das zu feiern, was uns als Deutsche, trotz aller Unterschiede und trotz aller Probleme, die wir in unserem Land haben, um zumindest an einem so denkwürdigen Tag für mindestens eine Stunde zu feiern, was uns als Volk zu unserem Glück vereint, der Wille zur Freiheit, zum Frieden und die Absage an jede Diktatur und alle jene, die in unseren Köpfen Mauern errichten wollen.
Dieser Text erschien am 9. November 2019 in der NRZ
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen