Raserei an Velauer Straße und eine mögliche Wohn- und
Gewerbebebauung waren die Top-Themen des SPD-Spaziergangs durch den Heißener
Süden. Nicht nur Ratsmitglieder und Bezirksvertreter, sondern auch zehn
interessierte Nachbarn und Anwohner nahmen sich dafür am Samstagvormittag Zeit.
An der Ecke Velauer Straße/Gneisenaustraße erläuterten
Ratsherr Claus Schindler und Bezirksbürgermeister Peter Pickert, die Pläne für
einen an dieser Stelle geplanten Kreisverkehr. Der soll die steigende Zahl der
Raser bremsen und stößt deshalb nicht nur bei Anwohnerin Jutta Dreiferd auf
Zustimmung. „1997 sind hier Tempo-50-Schilder aufgestellt worden. Doch die
wenigsten Auto- und LKW-Fahrer halten sich an diese Vorgabe, sondern fahren
gerne auch mal mit 70 oder 80 km/h über diesen Kreuzungsbereich“, schildert Jutta
Dreiferd die Lage. Mit der zunehmenden Raserei und einer gleichzeitig zunehmenden
Verkehrsdichte, so beklagt sie, steige nicht nur das Unfallrisiko, sondern auch
die Lärmbelastung. Dreiferd erinnert an eine von mehreren 100 Bürgern
unterzeichnete Eingabe an die Stadt im Jahr 2014. Doch seitdem hat sich an der
unbefriedigenden Situation offensichtlich nichts geändert. Schindler und
Pickert verweisen nicht nur auf die Pläne für den Kreisverkehr, der 2021 realisiert
werden könnte. Sie versprechen auch die Möglichkeit von
Geschwindigkeitsmessungen und Radarfallen zu prüfen, die Raser abschrecken könnten.
Schindler gießt aber auch gleich wieder Wasser in den Wein. Er weist darauf
hin, dass die Topgrafie bisher das dauerhafte Aufstellen einer Radaranlage verhindert
habe.
Verkehrslärm ade. Frischluft und Urlaubsgefühl willkommen. Am
Kocksfeld, südlich der Velauer Straße, erntet Claus Schindler heftigen
Widerspruch, als er erläutert, dass ein 1,5 Hektar (150.000 Quadratmeter)
großer Geländestreifen diese auch als Naherholungsgebiet genutzten Grünzuges
auf einer Prüfliste für eine möglich Wohn- und Gewerbebebauung stehe, um Geld in
die Kasse der mit zwei Milliarden Euro verschuldeten Stadt zu bringen. „Das ist
eine Unverschämtheit! Nur über meine Leiche!“ bekommen die Kommunalpolitiker zu
hören.
„Die Stadt hat inzwischen alle ihre Gewerbeflächen verkauft
und auch die Steuerschraube bei der Grund- und Gewerbesteuer fast überdreht.
Aber wir brauchen als Stadt Geld, um unsere öffentliche Infrastruktur wie etwa
Schulen und Schwimmbäder erhalten zu können. Aber wir können das nur
erwirtschaften, wenn wir ansiedlungswilligen Firmen Flächen und zuzugswilligen
Familien Wohnraum anbieten können“, gibt Schindler zu bedenken.
Anwohner Ulrich Kleist versucht sich mit einem grundsätzlichen
Reformvorschlag, einer Ruhrstadt mit einem gemeinsamen Gewerbesteuersatz und
einem gemeinsamen Flächenmanagement. „Es kann doch nicht sein, dass an der
einen Stelle des Ruhrgebietes Industriebrachen mit Steuergeldern renaturiert
werden. Und an anderer Stelle Steuergelder investiert werden, um naturbelassene
Freiflächen zuzubauen.“ Kommunalpolitiker und Bürger wissen, dass sie das Dilemma
des Zielkonfliktes Ökonomie gegen Ökologie an diesem Samstag nicht auflösen
werden. Schindler lässt noch wissen, dass die Prüfliste mit acht Standorten zeitnah
auf der Tagesordnung des Wirtschaftsausschusses stehen wird. Wie ein Mahnmal
wirkt da ein Gedenkstein am Wegesrand, der daran erinnert, dass Bürger vor fast
50 Jahren den Bau einer sechsspurigen Autobahn (der A31) verhindert haben.
Und dann holt das Thema Autoverkehr und Raserei die von der
SPD eingeladenden Bürger wieder ein. „Hier fehlt Fußgängerübeweg“, ist man sich einig, als man die grüne Oase des Kocksfeld
verlassen und unmittelbar an der Stadtgrenze zwischen Mülheim und Essen über
die Velauer und die Hatzperstraße Straße zurück in die Wohngebiete an der
Harzopfer und die Gneisenaustraße kommen will. Gar nicht so leicht und
gefährlich, wenn der Autoverkehr zügig fließt. Und dann nehmen die Kommunalpolitiker,
last, but not least, auch noch den Bürgerhinweis auf eine hochstehende Bordsteinplatte
an der Gneisenaustraße mit auf ihre To-do-Liste. „Diese Stadtteilrundgänge
lohnen sich. Denn man kann Anregungen der Bürger mitnehmen und ihnen
gleichzeitig politische Problemlagen erklären. Auch wenn nicht immer alles zu
jeder Zufriedenheit gelöst werden kann, ist es gut für unsere Demokratie, wenn
Bürger und ihre gewählten Mandatsträger miteinander statt übereinander sprechen“,
sagt SPD-Fraktionsgeschäftsführer Claus Schindler.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen