Dieser Text erschien am 22. November 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
Montag, 25. November 2019
Kortums Erben
„Es
muss sich doch eine verständige Person finden lassen, die sich um die alten Akten
und Urkunden der Stadt kümmert“, zitiert der scheidende Leiter des Stadtarchivs
in seinem Abschiedsvortrag einen Artikel aus der Mülheimer Zeitung von Anno Dazumal.
Und er fügt hinzu: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich eines Tages diese verständige
Person sein könnte.“ Als Historiker hat Kai Rawe nicht nur einen Sinn für den
Blick in die Geschichte, sondern auch Humor. Das zeigt der Mann, der am 1. Dezember
als Stadtarchivleiter von Mülheim nach Bochum wechselt, auch mit seinem spitzfindigen
Hinweis auf den 1745 in Mülheim geborenen Arzt und Dichter der Jobsiade, Karl Arnold
Kortum, den es 1770 von Mülheim nach Bochum zog. „Die Bochumer haben schon
früher gute Leute aus Mülheim importiert“, sagt Rawe mit einem Augenzwinkern. Wer
weiß, was wir noch von Kai Rawe zu erwarten haben. Immerhin schrieb Dr. Kortum
seinen berühmten Versroman über den angehenden Pfarrer und praktizierenden
Nachtwächter Hieronimus Jobs erst 1784 in seiner Bochumer Wahlheimat. Wer weiß,
was Dr. Rawe noch alles in Bochum einfällt. Denn der Mann der gegenwartsbezogenen
Geschichte hat in seinen Vorträgen und Aufsätzen bewiesen, dass er amüsante
Geschichte(n) erzählen kann. Und wenn er dann einst hochgeehrt und durch was
auch immer berühmt geworden in die Annalen der Geschichte eingegangen sein
wird, können wir und unsere Nachfahren ihm einen Ehrenplatz in unserem
Stadtarchiv gewähren und darauf hinweisen: Er war und ist einer von Uns. Doch
bis dahin müssen wir daheimgebliebenen Mülheimer erst mal dafür sorgen, dass
die Geschichte unserer Stadt mal wieder ein echtes Gedicht wird, dass es lohnt
erinnert und zitiert zu werden, frei nach unserem Mitbürger Kortum: „Weil ich nun die preiswürdige Gabe zu
dichten vom Sanct Apoll erhalten habe. So habe, statt dass man sonst in Prosa
erzählt, dafür einen sehr schönen Reim erwählt, um euch die Erfolgsgeschichte
Mülheims zu erzählen.“
Dieser Text erschien am 22. November 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
Dieser Text erschien am 22. November 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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