Montag, 26. November 2018

Politiker und Puppenspieler

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet kam eine halbe Stunde zu spät zum Prinzenball, aber noch früh genug, um am Samstagabend im ausverkauften Festsaal der Stadthalle die tolle Tanzshows der Tollitäten, der Ruhrgarde und der Tanzformation Calypso mit zu erleben. "Mülheim hat eine hervorragende Verkehrsanbindung, wenn nicht gerade mal wieder die Deutsche Bahn ausfällt oder man auf der A40 im Stau steht", sagte der aus Berlin eingeflogene Landesvater unter den Lachern der 500 Gäste. Man weiß: Der Mann hat als Ministerpräsident, CDU-Landeschef und Bundes-Vize seiner Partei nicht nur an Rhein und Ruhr viele Termine. "Ich war jetzt eine Woche lang in Berlin. Wenn man dort das Theater erlebt, ist man froh am Samstagabend hier wieder unter normalen Menschen zu sein", machte der aus der Karnevalshochburg Aachen stammende Preisträger der Spitzen Feder deutlich, dass er mit Spitzer Feder Pointen zu setzen weiß.

Diese Kunst beherrscht(e) auch Karikaturist Thomas Plaßmann, der als "Ordensbruder" die Laudatio auf Laschet hielt.
"Ich habe gezögert, als ich erfuhr, dass ich eine Laudatio auf Armin Laschet halten soll. Nicht das ich ein Baumhaus im Hambacher Forst hätte. Doch ich frage mich schon, ob ein politischer Karikaturist einen Politiker loben darf. Aber wir leben alle mit Widersprüchen. Wir sind für Umweltschutz und fahren trotzdem mit dem Geländewagen zum Bäcker oder nutzen den Strom aus der Steckdose, auch wenn wir gegen Atomkraftwerke sind", lautete eine Einsicht seiner Laudatio. Und dann lobte Plaßmann Laschet ausdrücklich für seine Sprache, mit der er  schon als NRW-Integrationsminister nicht auf Polarisierung, sondern auf Integration und Verständigung gesetzt habe und "damit die Gräben der gesellschaftlichen Spaltung auf beispielhafte Weise zugeschüttet und damit ein Zeichen gegen politischen Populismus gesetzt hat."

Versöhnlich zeigte sich Laschet auch mit Blick auf seine Mülheimer Ordensschwester und Amtsvorgängerin Hannelore Kraft. "Dass ich ausgerechnet in der Heimatstadt von Hannelore Kraft mit der Spitzen Feder für das freie Wort geehrt werde, ist schon so, als würde man den BVB in der Schalke-Arena auszeichnen. Aber ich kann nicht nur mit meiner Ordensschwester Hannelore Kraft, sondern auch mit meinen Ordensbrüdern Hans-Dietrich Genscher, Norbert Blüm, Wolfgang Clement und Manfred Stolpe gut leben. Hannelore Kraft und ich haben 2017 gezeigt, dass man auch ohne persönliche Angriffe und politische Hetze Wahlkampf führen kann", unterstrich Laschet.
Dass der Landesvater aus Aachen Mülheim als "Karnevalshochburg des Ruhrgebietes" mit Blick auf die Grenzen der alten preußischen Rheinprovinz dem Rheinland zuordnete, wollte Sitzungspräsident Heino Passmann dann aber doch nicht gelten lassen. "Ich dachte immer der Fluss, der durch unsere Stadt fließt, hieße Ruhr", frotzelte der Ex-Prinz und ehemalige SPD-Stadtrat. Doch dann schritt der amtierende SPD-Stadtrat Johannes Terkatz als amtierender Stadtprinz Johannes II, zur Tat und verlieh nicht nur dem christdemokratischen Ministerpräsidenten, sondern auch dem Puppenspieler, Regisseur und Synchronsprecher Martin Reinl die Spitze Feder für Verdienste um das Freie Wort. Das ergriff Reinl denn auch gleich mit seinem Zirkuspferd Horst-Ferdinand, das unter dem Gelächter der Jecken spottete: "Du bekommst die Spitze Feder, die ich mir dann anstecken darf." Die Lacher auf seiner Seite hatte an diesem Abend auch Reinls Laudator und "Ordensbruder", Ralph Morgenstern. Besonders viel Applaus bekam der 1956 in Mülheim geborene Schauspieler, Musiker und Moderator, als er in seine Laudatio auf seinen Kollegen, "der mit seinem Wortwitz die Fernsehsender wechselt wie seine Unterhosen", als er sich an seine Tanzstunden bei Pentermann erinnerte. Morgenstern: "Das war damals für mich harte Arbeit, hat sich aber gelohnt und mich später weitergebracht."


Dieser Text erschien am 26. November 2018 in NRZ & WAZ

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