Nichts ist so sicher im Leben wie der Tod. Die meisten Menschen haben weniger Angst vor dem Tod als vor dem Sterben. Sie wollen ihre letzten Tage zuhause in vertrauter Umgebung und nicht in einer Klinik, angeschlossen an Apparate, erleben.
Deshalb hat der Allgemein- und Palliativmediziner Marc Rockhoff die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung, kurz SAPV-Niederrhein, ins Leben gerufen. Zu seinem Team gehören 5 Pflegekräfte, 2 angestellte und 4 kooperierende Ärzte, 1 Psychologin und sein Freund Christian Schippers, der sich als Betriebswirt um die finanzielle Seite der von der Krankenkasse bezahlten spezialisierten ambulanten Palliativversorgung kümmert.
"Ich habe keine depressiven, sondern zufriedene Menschen getroffen", schildert Schippers seinen Eindruck einer Hospitanz bei den pflegenden und behandelnden Kollegen der SAPV. "Vielen unserer Patienten wird im Krankenhaus gesagt: 'Wir können nichts mehr für Sie tun!' Aber man kann viel für schwerstkranke und sterbende Menschen tun, in denen man ihnen Lebensqualität verschafft", sagt Pflegedienstleiterin Alexandra Rot. Sie hat vorher über viele Jahre auf der Intensivstation eines Krankenhauses gearbeitet. Als wohltuend empfindet es die Krankenpflegerin, "dass wir Zeit haben und uns diese auch nehmen, um genau das für unsere Patienten zu tun, was sie wollen und brauchen."
"Bei uns geht es nicht um Behandlung, sondern um Begleitung. Bei uns wird Kommunikation groß geschrieben. Wir müssen ehrlich sein und die Worte Sterben und Tod in den Mund nehmen. Unsere Patienten wollen ernst genommen werden und darauf haben sie auch ein Recht", ergänzt die Internistin und Palliativmedizinerin Stefanie Schwarz. "In den Krankenhäusern fehlt oft ein Konzept für den angemessenen Umgang mit sterbenden Menschen und ihren Angehörigen. Das hat auch damit zu tun, dass Ärzte und Pflegekräfte unter Zeitdruck stehen", weiß Schwarz aus ihrer Zeit als Klinik-Ärztin.
Wie alle medizinischen und pflegenden Mitarbeiter der SAPV hat Schwartz eine 160-stündige Zusatzausbildung in Sachen Palliativversorgung absolviert. Dabei ging es eben nicht nur um die medizinische Behandlung von Schmerzen, Luftnot und Übelkeit, wie sie häufig bei schweren Erkrankungen in der letzten Lebensphase auftreten, sondern auch um psychologische Gesprächsführung mit Patienten und deren Angehörigen. "Wir konkurrieren nicht mit Ärzten, Kliniken, Pflegediensten und Pflegeheimen. Wir ergänzen und unterstützen sie und sind so Teil eines großen Netzwerks", unterstreicht Rot.
Den wichtigsten Mehrwert der spezialisierten Palliativversorgung sehen Schwarz und Rot darin, "dass wir den Drehtür-Effekt verhindern!" Der führt dazu, dass falsch eingestellte Patienten gegen ihren Willen ihre vertraute häusliche Umgebung verlassen und in eine Klinik eingewiesen werden müssen. Dagegen umhüllt die Palliativversorgung, wie es der lateinische Wortstamm sagt, sterbende Menschen mit einem "Mantel", der sie wärmt und stärkt und dafür sorgt, dass sie das Leid ihrer letzten Lebenstage ertragen und bis zuletzt Lebensqualität erfahren. Weitere Informationen zum Thema findet man im Internet unter: www.sapv-niederrhein.de
Dieser Text erschien am NN. Oktober 2018 im Niederrhein-Anzeiger
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