Donnerstag, 5. März 2020
Zeitgemäßer Geldsegen
Die katholische Kirche kann mit der Zeit gehen, wenn sie will. Der digitale Klingelbeutel, den die Bank im Bistum Essen jetzt den Kirchengemeinden anbietet, zeigt es uns. Was kommerziellen Anbietern weltlicher Güter recht ist, der bargeldlose Zahlungsverkehr von Konto zu Konto, soll den geistlichen Anbietern des klassischen Dreierpacks Liebe, Glaube, Hoffnung billig sein. Wenn Sie demnächst im Gottesdienst bei der Kollekte Ihrer Gemeinde das schlechte Gewissen plagt, weil Ihnen das Bargeld fehlt, können Ihnen Ihre Kredit- oder Kontokarte und der digitale Klingelbeutel aus der Klemme helfen. Für Traditionalisten, die den manuellen Münzeinwurf nicht missen wollen, hängt unter dem Kartenlesegerät noch ein analoger Klingelbeutel. Wenn Sie demnächst vielleicht auch in Ihrer Kirche dem digitalen Klingelbeutel begegnen, wissen Sie, dass Ihre großherzige Spende, die Sie dann via Karte digital von Ihrem auf das Konto Ihrer Gemeinde überweisen, nicht nur auf den Segen des Herrn, sondern auch auf den Segen Ihres Finanzamtes rechnen darf. Denn mit der digitalen Überweisung ist auch ein Kontobeleg über ihre Spende verbunden, frei nach dem Motto: „Tu Gutes und sag es auch deinem Finanzamt weiter.“ So macht Nehmen und Geben selig, weil die Gemeinde sich über Ihre Spende freuen und gleichzeitig Sie steuerlich entlasten kann. Außerdem macht der digitale Klingelbeutel schwarzen Schäfchen einen Strich durch ihre Rechnung, die sich an den großen Scheinen im Klingelbeutel, bereichern wollen. Kriminell und katholisch. Das schließt sich, Gott sei es geklagt, nicht immer aus. Denken wir nur an den Ablasshandel des Dominikaner-Paters Johann Tetzel: „Der Taler im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt. Über den ärgerte sich nicht nur der Augustiner-Mönch Martin Luther kriminell. Und die folgende Kirchenspaltung kam viele Christenmenschen teuer zu stehen und kostete manche sogar ihr irdisches Leben. Auch heute muss sich nicht nur die katholische Kirche fragen, was sich für sie auszahlt und was sie teuer zu stehen kommt. Manche fromme Frau und mancher fromme Mann würden sich sicher freuen und noch lieber spenden, wenn ihre Kirche nicht nur beim Klingelbeutel, sondern auch bei der Ausgestaltung ihres Priesteramtes, mit der Zeit ginge.
Dieser Text erschien am 5. März 2020 in der NRZ
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Ein Mini-Malta an der Ruhr
Wo heute der Nachwuchs bei der Arbeiterwohlfahrt seine Freizeit verbringt, schoben im alten Wachhaus der Wraxham Baracks von 1945 bis 1994 S...
-
Jan Sensky vor seinem Dienswagen Wenn Sie ein altes Möbel- oder Kleidungstück oder auch Geschirr zu Hause stehen haben, die noch gut zu ...
-
Der 30. und 31. Januar ist in meinem Kalender rot angestrichen", erzählt Familienforscherin Bärbel Essers. Dass das so ist, hat mit der...
-
„Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt.” Auch dieses Volkslied dürfte die Schildberger Sing- und Spielschar ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen