Ausgerechnet auf dem Weg ins Theater, hätte ich am Samstagnachmittag um ein Haar ein großes Theater erlebt. Denn als ich auf meinem Weg zum Theater an der Dimbeck die Schulstraße queren musste, hätte mir ein allzu eiliger Autofahrer beinahe die Hacken abgefahren und mir so das Happyend des Tages durchkreuzt und eine Tragödie inszeniert. Für so manchen rasenden Zeitgenossen scheint die Teilnahme am Verkehr ein Monolog, in dem es keine Mitspieler, sondern nur den Satz: „Weg da. Ich musss weiter.“ gibt. Obwohl die an dieser Stelle fehlende Querungshilfe anzeigte, dass die vermeintliche Nebenrolle der Fußgänger eigentlich nicht vorgesehen, sondern bestenfalls auf eigene Gefahr geduldet ist, hatten alle Beteiligten in diesem Falle Glück. Denn ein Schutzengel spielte mit. Das komödiantische Nachspiel, das sich dem verkehrstechnischen Vorspiel, das Gott sei Dank kein Vorfall geworden war, im Theater des Seniorenparks in der Dimbeck anschloss, war nicht nur gefahrloser, sondern auch erfreulicher. Denn auf der dortigen Theaterbühne fuhren die Darsteller des Komödchen Sorglos nur humoristisch auf der Überholspur und traten, sehr zur Freude ihres Publikums, schauspielerisch aufs Gaspedal. Vielleicht sollten Fahrschulen ihre Führerscheinkandidaten öfter mal ins Theater schicken, um ihnen zu zeigen, dass es im Straßenverkehr weniger Theater und Tragödien gäbe, wenn dort alle Teilnehmer beherzigten, was uns die Schauspieler auf den Theaterbühnen vormachen. Der einzelne Darsteller ist immer nur so gut wie sein Ensemble, in dem alle Schauspieler auf der Bühne ihren Platz haben und ganz genau auf ihre Einsätze achten müssen. Denn, wo man sich auf der Bühne in die Quere kommt und so die Pointe versaut, fährt die ganze Inszenierung gegen die Wand. Letzteres gilt für alle Dramen auf der Lebensbühne.
Dieser Text erschien am 2. März 2020 in der NRZ
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