Mittwoch, 4. März 2020

Gutes tun und darüber reden

"Die katholische Kirche ist mehr, als die Diskussion über die Missbrauchsfälle im Priesteramt und die Kontroverse darüber, ob Frauen zum Priesteramt zugelassen werden sollen", sagt Christopher Frieling. Als neuer Referent der Stadtkirche will der 25-jährige Theologie- und Geschichtsstudent aus Velbert dafür sorgen, dass die Mülheimer mehr über die Aktivitäten der Stadtkirche erfahren.
Zurzeit ist er dabei, durch die Gemeinden zu touren, Kontakte zu knüpfen und die Stadtkirche selbst kennenzulernen. In seinem Büro, das sich in der ersten Etage des katholischen Stadthauses an der Althofstraße befindet, arbeitet er bereits an der Wiederbelebung der bereits vorhandenen, aber seit Jahren nicht mehr aktualisierten Internetseite: www.katholische-kirche-muelheim.de. "In einem ersten Schritt aktualisiere ich alle Informationen, Links und Ansprechpartner. Mittelfristig möchte ich eine tabellarische Übersicht aller Gottesdienste in Mülheim einstellen", berichtet Frieling. Außerdem hat er für das katholische Stadtdekanat Mülheim, zu dem drei Pfarrgemeinden mit insgesamt rund 48.000 Katholiken gehören, eine Online-Präsentation in den sozialen Medien Facebook und Instagram eingerichtet.

Kirche auf allen Kanälen

"Wir müssen alle Medienkanäle bedienen. Denn mit Zeitungen und Gemeindebriefen erreichen wir vor allem ältere Menschen. Aber mit den sozialen Medien, die vor allem kompakten Text-Informationen, Fotos und Videos arbeiten, erreichen wir sehr niederschwellig vor allem junge Menschen und vor allem auch jene unter ihnen, die bisher keinen persönlichen Kontakt zur Stadtkirche haben", erklärt Frieling.
So hat er zuletzt zum Beispiel gepostet, was es mit den christlichen Wurzeln des Valentinstages auf sich hat und wie Stadtdechant Michael Janßen als Mitfahrer den Rosenmontagszug erlebt hat. Perspektivisch kann sich Frieling auch vorstellen, den Stadtdechanten und andere Priester des Stadtdekanates einen Tag lang zu begleiten und dies in einer Online-Reportage zu dokumentieren, "damit mehr Menschen erfahren, wie die Arbeit eines Priesters eigentlich aussieht und was er den Tag über tut." Außerdem möchte Frieling, der sich in seiner Velberter Heimat-Pfarrei St. Michael- und Paulus als stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes und als Firmenkatechet engagiert, der Stadtkirche auf den alten und neuen Online-Kanälen ein Gesicht geben, in dem sich dort aktive Mülheimer Katholiken vorstellen und erklären, warum ihnen der christliche Glaube und die Mitarbeit in der katholischen Kirche wichtig sind.

Viele Fragen an das Leben

Aus seiner Arbeit als Firmenkatechet weiß Frieling, dass auch Jugendliche, die keine christliche Erziehung genossen haben, "viele Fragen an das Leben haben und spätestens dann für den christlichen Glauben aufgeschlossen sind, wenn sie sich fragen, woher wir kommen, wie die Welt entstanden ist und wer die Evolution angeschoben hat." Er selbst hat unter anderem als Messdiener erfahren, "dass der christliche Glaube und die Gemeinschaft der Gläubigen gerade in schwierigen Lebenssituationen Kraft, Hoffnung und Halt" geben kann.
Deshalb möchte er zusammen mit der Caritas die katholische Ladenkirche am Kohlenkamp auf eine breitere Basis stellen und damit der Tatsache Rechnung tragen, dass diese niedrigschwellige Einrichtung der Stadtkirche nicht mehr allein von Ehrenamtlichen aufrechterhalten werden kann.  Ausgehend von "der in Mülheim ausgesprochen gut funktionierenden Ökumene", möchte Frieling, der neben seiner 50-Prozent-Stelle bei der Mülheimer Stadtkirche auf sein Examen an der Universität Duisburg-Essen zusteuert, auch zur Wiederbelebung des Bündnisses der Religionen beitragen. Denn angesichts einer "zunehmenden Radikalität in unserer Gesellschaft" sieht Frieling nicht nur die Christen in der Pflicht, "Liebe und Toleranz zu leben" und so sozial konstruktiv gegenzusteuern. "Gott ist Liebe. Und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm", zitiert Frieling seinen Lieblings-Bibelvers aus dem 1. Johannes-Brief.
Dieser Text erschien am 28. Februar 2020 im Lokalkompass der Mülheimer Woche

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