Wiedersehen
macht Freude. Dieses spontane Gefühl überkam mich, als ich am Samstag in
unserer Zeitung den Bericht über die pensionierten Feuerwehrleute und Ärzte las
und dabei „alte Bekannte“ wiedersah, die sich jetzt für den Corona-Krisenstab der
Stadt und für das Diagnosezentrum an der Mintarder Straße aus dem Ruhestand
holen und reaktivieren ließen. Ihr löbliches und wertvolles Engagement entlarvt
alle Protagonisten des Jugendwahns, die zum Beispiel in ihrer Medien- und
Konsumforschung alle Menschen unter 14 und über 49 links liegen lassen, als
falsche Propheten. Diese falschen Fünfziger, die sich auch im reifen
Lebensalter noch wie halbstarke Teenager gebärden und die Jugend oder das, was
sie dafür halten, zum Maßstab aller Dinge erklären und damit ihre Zeitgenossen
traktieren oder sie gar auf den Holzweg führen. Diese Berufsjugendlichen werden
jetzt nicht zum ersten Mal eines Besseren belehrt. Sie und wir dürfen jetzt
erleben, dass in Krisenzeiten die Lebenserfahrung der alten Schule gefragt ist
und gebraucht wird. Für die Älteren unter uns ist es keine neue Erfahrung. Denn
sie können sich noch an den Alten erinnern, der als erster Bundeskanzler mit viel
schlitzohriger Lebenserfahrung und mit einem klaren Kompass unser Land aus der
moralischen und materiellen Krise der Kriegs- und Nachkriegsjahre herausführte.
Konrad Adenauer, der als Kanzler mit 73 antrat und mit 85 Jahren zurücktrat,
ermutigt bis heute alle Spätberufenen, niemals damit aufzuhören, immer wieder neu
anzufangen.
Dieser Text erschien am 30. März 2020 in der Neuen Ruhrzeitung
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