Dieser Text erschien am 19. März 2020 in der Neuen Ruhr Zeitung
Samstag, 21. März 2020
Ganz schön bescheiden
Was
würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? Ich weiß: In Corona-Zeiten soll
man sich jeden Urlaub sparen, damit man nicht auf Steuerzahlerkosten aus der
Ferne in die Heimat zurückgeholt werden muss. Doch der Corona-Virus sorgt
dafür, dass wir bald alle reif für die Insel sind. Und wer weiß? Vielleicht
werden auch hierzulande demnächst Ausgangssperren verhängt. Schon jetzt sorgt
die durch das Virus verursachte soziale Distanzierung dafür, dass wir uns immer
mehr auf die Insel unserer eigenen vier Wände zurückziehen. Unter Leute gehen
und Spaß haben. Es war einmal. Also, was nehmen wir mit auf unser heimisches St.
Helena? Wie gestern zu lesen, hamstern wir Deutsche in der Corona-Krise
Toilettenpapier und Desinfektionsmittel. Unsere französischen Nachbarn wissen
dagegen das Leben auch in der größten Krise zu genießen und setzen mit Rotwein
und Kondomen eindeutige Prioritäten. Tatsächlich ist es auch in Mülheim derzeit
gar nicht so einfach so etwas profanes wie Klopapier zu kaufen. Offensichtlich
gibt es Mitbürger, die schon morgens die Hosen voll haben und deshalb gleich
nach der Marktöffnung massenhaft Klopapier kaufen. Wird man mit einer Packung
Toilettenpapier angetroffen, wird man gleich gefragt: „Wo haben Sie die her?“
Dabei steht fest: Das Corona-Virus verursacht keine Durchfallerkrankung. Aber
wir müssen in unserer bescheidenen Lage wohl doch langsam aufpassen, uns nicht
mit einem mentalen Dünnpfiff zu infizieren. Es kann doch nicht das Ende vom
Lied sein, dass das einstige Volk der Dichter und Denker Papier und Feder
fallen lässt und das Klopapier zu seinem neuen Wertpapier macht, während alle
anderen Aktien in den Keller rauschen. Ein bisschen mehr französische Lebensart
würde uns Deutschen da sicher guttun. Liebe und Genuss stärken allemal mehr unsere
Abwehrkräfte, als die Angst, die unsere Seelen frisst und etwas für den…Sie
wissen schon, ist. Erinnern wir uns gerade in schweren Zeiten lieber an Martin
Luther und seine Lebensweisheit, „dass aus einem verzagten Hintern kein fröhlicher
Furz kommen kann.“
Dieser Text erschien am 19. März 2020 in der Neuen Ruhr Zeitung
Dieser Text erschien am 19. März 2020 in der Neuen Ruhr Zeitung
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