Manchmal tut der Blick über den lokalen Tellerrand gut. So
ging es mir, als ich im WDR-Fernsehen eine von Bettina Böttinger moderierte Sendung über
unsere Straßenzustände anschaute. Die vorgeführten Beispiele aus dem rheinischen
Monheim und dem niederländischen Groningen zeigten mir, dass Klimaschutz und Verkehrswende
kein Hexenwerk sind, wenn der politische Wille vorhanden ist.
„Das könnte doch
auch etwas für Mülheim sein“, dachte ich mir, als ich die Menschen aus Groningen
und Monheim über ihre Erfahrungen mit einer weitgehend autofreien Innenstadt und
einem kostenfreien und kostengünstigen öffentlichen Personennahverkehr schwärmen
hörte. Monheim und Groningen sind doch auch nicht auf einem anderen Stern.
Warum sollte Mülheim nicht auch einmal die Lebensqualität seiner Bürger und die
Aufenthaltsqualität in seiner Innenstadt nachhaltig verbessern, indem man von
positiven Beispielen lernt. Autoverstopfte Straßen sind nun wahrlich kein Anziehungspunkt,
mit dem Mülheim punkten und Leute in die Innenstadt locken könnte. Aber wenn
wir, wir wie in Monheim oder Groningen es einfach mal auf einen Versuch
ankommen ließen, könnten wir im Vergleich mit unseren Nachbarn nur gewinnen und
am Ende ökologisch und
ökonomisch aus der Sackgasse herauskommen, in die uns die Stadt- und
Verkehrsplanungen der letzten Jahrzehnte hineingesteuert haben.
Denn es gibt kein Gesetz, dass Mülheim Erfolgsgeschichten
anderen Städten
überlassen und selbst alles beim Alten sein lassen muss. Wenn die Innenstadt zu
einer großen Fußgänger- und Fahrradzone würde, in der Autos nur noch als Taxis,
Liefer- oder Rettungswagen führen, wären und alle anderen Autos auf kostenfreien Parkplätzen am
Innenstadtrand auf ihre nächste Fahrt warten würden, könnte das frischen Wind
und frische Luft in die Innenstadt bringen und diese zu einem guten Pflaster
werden lassen, auf dem man nicht nur gerne geht, radelt, verweilt, einkauft und mal wieder
richtig durch- und aufatmet.
Dieser Text erschien am 28. September 2019 in der NRZ
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