Montag, 2. September 2019

Ein besonderes Dorf

Selbeck am Samstag. Es gibt was zu feiern. Die Theodor-Fliedner-Stiftung Stiftung wird 175. Ihr Dorf wird zur turbulenten Kleinstadt. „Wir haben den Ordnungsamt 3500 Besucher gemeldet“, verrät der junge Mann, der im Dorfrathaus die Verzehrgutscheine ausgibt.

Was bedeutet das Fliedner-Dorf Menschen, die hier leben und arbeiten. Absatz der turbulenten Festmeile nehmen sich einige von ihnen Zeit, um über ihre Dorfgeschichte zu sprechen .

Zum Beispiel Elli Schott: „Als Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft Röhrengarde darf ich das Dorfleben seit 1992 mitgestalten, in dem ich mit meinem Karnevalsfreunden hier in jeder Session ein Karnevalsfest organisiere, das bei allen Dorfbewohnern gut ankommt. Und seit einem halben Jahr bin ich darüber hinaus mit dem Dorf verbunden, weil meine Mutter hier lebt. Für mich ist das Dorf eine Oase der Menschlichkeit. Hier spürt  man Herzenswärme. Die Architektur der Häuser macht das Dorf gemütlich. Wenn ich hierher komme, habe ich immer das gute Gefühl, dass ich jetzt die Hetze der Stadt hinter mir lassen kann. Auch Menschen mit Handicap können sich hier ganz Angst frei bewegen, weil sie sicher sein können das hier einer auf den anderen achtet.“

Zum Beispiel Carsten Bräumer: Er hat sein Arbeitsplatz im Dorf und trägt als Vorstandsvorsitzender die Gesamtverantwortung für die Theodor-Fliedner-Stiftung. Er sagt: „Gesetze sind wichtig. Aber der Mensch ist wichtiger. Wir schauen hier nicht zuerst auf das Sozialgesetzbuch und auf die Handicaps der Bewohner, sondern auf den Menschen und seinen Bedarf. Wir haben im Blick, was Menschen brauchen, um ihr Leben so zu gestalten, dass sie damit glücklich werden. Dafür ist Entwicklung notwendig. Und das Dorf steht für diese Entwicklung. Wir dürfen uns nicht auf das fixieren, was wir haben uns sind. Wir dürfen den Status quo nicht einfrieren , sondern müssen jeden Tag daran arbeiten, ihn zeitgemäß zu gestalten. Standorte und Immobilien sind für mich nicht so wichtig wie die Begegnungen und Lebensperspektiven, die hier im Dorf und dann anderen Orten der Stiftung ermöglicht werden. Was mich am Dorf begeistert, ist das purer Leben, das hier genauso wie anderswo, mit all seinen Festen und Höhepunkten, aber auch mit seinen entspannenden und stressigen Alltäglichkeit stattfindet.

Zum Beispiel Manfred Rixecker: „Mein behinderter Bruder hat bis zu seinem Tod, im Februar 2019, hier im Dorf gelebt. Hier hat er sich wohl gefühlt und hier habe ich erlebt, dass der Mensch Im Vordergrund steht. Deshalb engagiere ich mich gerne ehrenamtlich mit meiner Frau Marie Luise im Vorstand des Förder-Vereins frür das Dorf der Theodor-Fliedner-Stiftung. Zuletzt konnten wir mit Hilfe unserer eingeworbenen Spenden einem Tagesausflug ins Dortmunder Fußballmuseum organisieren, von dem die 30 Dorfbewohner, die dabei waren, noch heute schwärmen. Das ist nur eines von vielen unserer Projekte. Regelmäßig laden wir Bürgergruppen ein, um ihnen zu zeigen wie hier gelebt und gearbeitet wird. Das nächste Projekt, das auf der Agenda des Fördervereins steht, ist ein Rollstuhlparcours, den wir in Kürze mit dem Verein für  Bewegungsförderung und Gesundheitssport als Trainingsmeile für die auf einen Rollstuhl ereich für Menschen mit Behinderung. angewiesenen Dorfbewohner aufbauen werden. Ereich

Zum Beispiel: Friedhelm Tissen. Er leitet den Wohnbereich für Menschen mit Behinderung und sagt: „Wir setzen hier jeden Tag ganz praktisch die UN-Konvention für die Rechte Der Menschen mit Handicap um, indem wir ihnen eine ganz normale Teilhabe am Leben ermöglichen. Hier erlebt man die Fähigkeit, offen für einander zu sein und offen für das, was das Leben bringt. Wenn sich Menschen mit geistiger Behinderung gabei ihrem Spaziergang durchs Dorf mal im Garten ihrer Nachbarn niederlassen und sich dort ganz selbstverständlich auf eine Tasse Kaffee und einen Plausch einladen, ist das ganz normal und regt niemanden auf. 

Das Selbecker Fliednerdorf


Keimzelle des Fliednerdorfes ist das Haus Engelbert. Hier lebten die Bewohner anfangs in Mehrbettzimmern. Heute haben alle behinderten Bewohner des Dorfes ein eigenes Zimmer und leben in ihren Wohnbereichen wie in einer Wohngemeinschaft. Das heutige Fliednerdorf entstand in den späten 1980er und in den frühen 1990er Jahren. Heute leben hier 600 Menschen mit und ohne Behinderung. Rund 270 Mitarbeiter der Stiftung betreuen in den Wohngruppen des Dorfes alte und behinderte Menschen. Das Dorf ist aber auch für Familien ein beliebter Wohnort im Mülheimer Süden. Auf ihrer Internetseite: www.fliedner.de schreibt die Theodor-Fliedner-Stiftung über ihr Leitbild: „Als Theodor Fliedner seine erste Pfarrstelle antrat, bewegte ihn im geistlichen Amt die Not der Menschen, für die sich niemand zuständig fühlte. Berührt von dem, was er sah, begann Theodor Fliedner zu handeln. Zusammen mit seiner Familie legte er den Grundstein für die Diakonenanstalt Duisburg im Jahr 1844. Aus diesem Ort des Lernens und der Entwicklung ist unsere heutige Theodor Fliedner Stiftung hervorgegangen. Im reflektierten Bewusstsein der Geschichte und auf Basis des christlichen Glaubens geben wir uns unser Leitbild. Es ist die Richtschnur für unsere Arbeit und unser Miteinander. Gemeinsam stehen wir im offenen Dialog in alle Richtungen für die Wirksamkeit unseres Leitbildes ein.“.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

100 Plus

Wenn man 100 Jahre alt wird, wie das der Mülheimer Jurist Raymund Krause jetzt geschafft hat, kann man was erzählen. In seinem Falle ist es ...