Samstag, 14. September 2019

Nur redenden Menschen kann geholfen werden

Alzheimer. Demenz. Diese Worte machen Angst. Und doch sind die dahinter stehenden Erkrankungen in unserer alternden Gesellschaft gegenwärtig. Was kann man tun, um den Betroffenen und ihren Angehörigen medizinisch und menschlich zu helfen? Antworten liefern die Mülheimer Aktionstage, zu denen die örtliche Alzheimergesellschaft und der Runde Tisch Demenz vom 17. bis 27. September einladen. Am Runden Tisch Demenz sitzen Ärzte, Altenpflegefachkräfte, Sozialarbeiter, Vertreter der Mülheimer Krankenhäuser, der Mülheimer Sozial- und Gesundheitsverwaltung sowie Vertreter der ambulanten Pflegedienste.

Herausforderung Demenz

Die Aktionstage beginnen am 17. September mit einer Vortragsveranstaltung zum Thema "Herausforderung Demenz", die um 16 Uhr im Kasino des Evangelischen Krankenhauses beginnt. Am 18. September stehen Fachleute Angehörigen von 9 bis 12 Uhr mit einem Infostand auf dem Pastor-Luhr-Platz in Saarn Rede und Antwort. Ebenfalls am 18. September informiert ein Angehörigen-Café um 15 Uhr in der Evangelischen Familienbildungsstätte am Scharpenberg 1b über Selbtshilfegruppen. Am 20. September sind Mitglieder des Runden Tisches Demenz zwischen 13 und 17 Uhr auf dem Kurt-Schumacher-Platz für Interessierte und Ratsuchende ansprechbar. Am 21. September können an Demenz erkrankte Menschen und ihre Angehörigen ab 15 Uhr im Schloß Styrum an der Moritzstraße 102 das Tanzbein schwingen. Und am 27. September klingen die Aktionstage um 16 Uhr mit einem Ökumenischen Gottesdienst für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in St. Mariae Geburt an der Althofstraße 5 aus.

Knapp 4000 Betroffene in Mülheim

Nach Angaben des von der Arbeiterwohlfahrt, vom Paritätischen Wohlfahrtsverband und vom Evangelischen Christopherus-Werk getragenen  Demenz-Servicecenters Westliches Ruhrgebiet sind aktuell 3653 der insgesamt 172.593 Mülheimer von einer Demenzerkrankung betroffen. Wie müsste unsere Gesellschaft aussehen und funktionieren, damit sich Demenzkranke und ihren Angehörigen nicht ausgegrenzt und im Stich gelassen fühlen?
Dazu befragte die Mülheimer Woche jetzt die Altersmedizinerin Birgit Krause vom St. Marien-Hospital, ihren Kollegen Christian Triebel vom Evangelischen Krankenhaus und die in der Sozialarbeit für an Demenz erkrankte Menschen und ihre Angehörigen aktive Pädagogin Svenja Ester, die zum Team der Mülheimer Alzheimer-Aktionstage gehören.
Svenja Ester sagt:
"Wir müssen mit einander reden, hinschauen und hingehen statt wegzugehen und wegzuschauen, wenn Menschen unsere Hilfe brauchen. Wir müssen unseren Egoismus überwinden und damit aufhören zu sagen: Das ist nicht meine Baustelle."
Birgit Krause meint: "Mülheim hat bereits ein vergleichsweise gutes Netzwerk von Aktiven und Hilfsangeboten. Das muss erhalten, gestärkt und ausgebaut werden. Wir müssen das Thema Alzheimer und Demenz aus der Tabu-Zone heraus- und in die Gesundheitserziehung an Kindertagesstätten und Schulen hinein holen. Außerdem brauchen wir ein Gesundheitssstem, dass nicht gewinnorientiert arbeiten muss, sondern wie in Skandinavien steuerfinanziert ist und mit Hilfe Gemeindeschwestern pflegende Angehörige entlastet und den Alltag mit Demenz für alle entstresst."
Christian Triebel betont:
"Wir brauchen eine bessere Früherkennung von Alzheimer und Demenz und deutlich mehr Kurzzeit- und Tagespflegeplätze, um Menschen mit Demenz zu aktivieren, ihre Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten und Angehörige zu entlasten und ihnen Freiräume zu verschaffen."

Rat und Hilfe

Rat und Hilfe bietet die Mülheimer Alzheimer Gesellschaft, die unter der Rufnummer: 0208- 99107670, per E-Mail an:  info@alzheimer-muelheim.de und über ihre  Internetseite www.alzheimer–muelheim.de erreichbar ist.


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