Ausgerechnet am heiligen Sonntag packt mich der heilige Zorn.
Schuld ist die Deutsche Bahn, mit der ich von Mülheim ins Münsterland fahre, um
meine Schwester zu besuchen.
Eigentlich ist die Sache einfach. Aber wir sind in
Deutschland. Und da macht man es sich auch schon mal gerne schwer. Mein Plan:
Ich habe ein Ticket für den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und könnte damit
bis zur Verbundsgrenze fahren. Dann müsste ich nur noch eine Fahrkarte für die
Strecke von Sythen bis zu meinem Zielbahnhof Appelhülsen erwerben. Doch der Fahrkartenautomat
und die DB-Mitarbeiterin im Reisezentrum am Hauptbahnhof lassen mich wissen:
Das geht nicht, obwohl es eigentlich gehen müsste. Der Grund dafür: Sythen
liegt außerhalb des VRR-Gebietes. „Deshalb kann ich Ihnen hier nur ein
NRW-Tagesticket für 31 € verkaufen“, erklärt mir die DB-Mitarbeiterin. Sie
räumt ein, dass das NRW-Ticket doppelt so teuer wie die von mir favorisierte Ticket-Kombination
sei. Doch die, so klärt mich die Frau von der Bahn auf, könne ich nur in
Anspruch nehmen, wenn ich in Sythen aussteige, mir im dortigen Reisezentrum,
das Ticket für die Teilstrecke Sythen-Appelhülsen ausstellen lasse und dann
meine Fahrt mit dem nächsten Zug nach Appelhülsen fortsetze.
Ich frage die Ticketmanagerin, ob das ihr Ernst sei, zumal die
DB mit ihren Baustellenarbeiten an der eigentlich durchgängigen Regionalbahnstrecke
ins schöne Münsterland ohnehin derzeit zu einem Zwischenstopp mit Umstieg
zwinge. „Ich kann Sie verstehen. Aber ich kann Ihnen auch nicht helfen. Denn mein
Computer gibt das nicht her!“ Ich ergebe mich in mein Schicksal. Um nicht als Schwarzfahrer
zwischen Sythen und Appelhülsen mit 60 € von der DB abkassiert zu werden, bezahle
ich vor Antritt meiner Reise mit der Deutschen Bahn in Mülheim 31 €. Jetzt erst
weiß ich, warum die DB mit dem Slogan „Thank your for traveling with Deutsche
Bahn“ wirbt. Denn freiwillig macht diesen Wahnsinn auf Schienen keiner mit,
wenn er der bürokratischen Kleinstaaterei und Wegelagerei auf der Schiene mit
einem Auto entfliehen kann, solange, bis er im nächsten Stau steht.
Dieser Text erschien am 16. September 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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