Stellen Sie sich das mal vor: Mülheim ohne Rathaus, ohne
Stadthalle, ohne Wasserbahnhof und Weiße Flotte, ohne Max-Planck-Institut, ohne
Rennbahn und Raffelbergpark und ohne den Speldorfer Hafen. Das möchten Sie sich
nicht vorstellen. Und jetzt stellen Sie sich vor: Die Mülheimer leiden unter
den Folgen eines Krieges, einer Revolution und einer eine Hyperinflation und
Sie sind Oberbürgermeister und müssen die Stadt durch diese Krisen steuern. „Das
ist ja der absolute Horror!“, sagen Sie und schütteln den Kopf ob einer solchen
Fantasiegeschichte. Geschichte ja. Fantasie nein. Denn genau das hat Paul Lembke
als Mülheims Oberbürgermeister in den Jahren 1904 bis 1928 erlebt, erlitten, gestaltet
und geschaffen. Kein Wunder, dass ihn seine Mitbürger nach dem Ende seiner
Amtszeit zu ihrem Ehren-Mitbürger machten und ihn aus tiefstem Herzen betrauerten,
als er heute vor 80 Jahren starb, früh genug, um nicht miterleben zu müssen, wie
die Folgen einer wahnsinnigen Politik einen Teil seines politischen
Lebenswerkes zerstörten. An seinem Todestag wünscht man sich als Mülheimer
seine Wiedergeburt in einer heute lebenden Persönlichkeit, die in seinem Geiste
für uns und unsere Stadt mit Herz, Leidenschaft und Verstand auch unter
schwierigen Rahmenbedingungen das beste herausholt. Die Ehrenbürgerschaft wäre
Ihm oder Ihr gewiss und gerne gegönnt.
Dieser Text erschien am 19. September 2019 in der NRZ
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