Mutter hat Ideen. Als sie gestern auf der Titelseite der NRZ
Die Nachricht las, dass 106 britische Firmen aufgrund der ungewissen
wirtschaftlichen Zukunft nach einem möglichen No-Deal-Brexit nach
Nordrhein-Westfalen kommen, kommentierte sie: „Wenn alle Stricke reißen, kann
Boris Johnson die Insel vielleicht noch in ein Freilichtmuseum verwandeln, das
wir dann gegen Eintritt besichtigen können.“ Tatsächlich hat man im Vereinigten
Königreich bereits Erfahrungen damit. Viele Lords und Ladies, die ein altes Gemäuer
mit Geschichte am Hals haben, finanzieren dessen Unterhalt mit regelmäßigen Besucherführungen,
Happenings und Hotelgästen. Da fällt mir ein, dass wir in Mülheim als ehemaliger
Bestandteil der britischen Besatzungszone, die heute als Land
Nordrhein-Westfalen 1500 britische Unternehmen beherbergt, 6 % ihres Exportes
ins Vereinigte Königreich schickt und damit jährlich 22 Milliarden € umsetzt, ja
auch unsere britischen Momente haben. Wenn man die Entwicklung der Stadt
betrachtet, hat man manchmal das Gefühl, dass man im Rathaus very british Tee
trinkt und abwartet. Auch an alten Gemäuern mit Geschichte mangelt es uns in
Mülheim nicht. Aber die Rechnung der schönen neue Zukunft als Freilichtmuseum, das
sich an der Ruhr oder an der Themse allein durch seine Schönheit und mit den
Eintritt in seiner Besucher finanzieren kann geht nur dann auf, wenn wir noch
genug Flecken um uns herum haben, auf denen noch ganz gegenwärtig das Bruttosozialprodukt
gesteigert und Geld verdient wird, das dann zum Beispiel mit einem Besuch im
Freilichtmuseum Mülheim oder im Freilichtmuseum auf der Insel konjunkturfördernd
ausgegeben werden kann.
Dieser Text erschien am 13.09.2019 in der Neuen Ruhrzeitung
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