Eine bessere Geschichtsstunde über die Weimarer Republik,
deren Verfassung vor 100 Jahren in Kraft trat, kann man sich nicht wünschen als
die Ausstellung der Stiftung Reichspräsident Friedrich Ebert Gedenkstätte
Heidelberg, die nun bis zum 23. Dezember eintrittsfrei im Foyer des Hauses der
Stadtgeschichte an der Von-Graefestraße 37 zu sehen ist.
Die Ausstellung zeigt die 12 Reichskanzler der Weimarer
Republik als Menschen ihrer Zeit in Wort und Bild. Auch Hör-Beispiele aus ihren
Reden nehmen die Besucher der Ausstellung mit in die Zeit der ersten deutschen
Demokratie, die in 14 Jahren 16 Regierungen erlebte. Nicht nur interessierten
Geschichtslehrern und ihren Schülern, sondern allen Zeitgenossen ist diese im
besten Sinne anschauliche, biografische und politische Ausstellung zu empfehlen. In mehr als 700
Fotos und Karikaturen, die zum großen Teil aus den Familiennachlässen der
Reichskanzler der Weimarer Republik stammen und so vorher noch nicht in der
Öffentlichkeit zu sehen waren, zeigen Menschen , über die der Ausstellungsmacher
Professor Dr. Bernd Braun bei der Vernissage im Haus der Stadtgeschichte sagte:
„Alle 12 Reichskanzler der Weimarer Republik verdienen es, dass man sich an sie
erinnert und fast alle verdienen unsere Anerkennung. Bis auf einem von ihnen,
Franz von Papen, waren sich alle unabhängig von ihren politischen Unterschieden,
darin einig, dass sie die Demokratie von Weimar verteidigen und die Diktatur
verhindern wollten. Anders als viele andere Politiker ihrer Zeit haben sie
Verantwortung übernommen und sich nicht auf das leichter Handwerk der Kritik
beschränkt.“
Zu den Gästen der Ausstellungseröffnung gehörte auch Clemens
Woll, ein Ur-Ur-Enkel des Reichskanzlers Constantin Fehrenbach, der 1920/21 an
der Spitze der deutschen Regierung stand. „Mich fasziniert an meinem Großvater,
dass er den Spagat zwischen einem bodenständigen Leben und einer politischen
Arbeit in Berlin geschafft hat. Wenn ich mir den aufgeregten politischen Streit
und die weit verbreitete Unfähigkeit zur konstruktiven politischen Debatte und die
immer wieder zu hörende Verächtlichmachung unserer Demokratie anschaue, fühle
ich mich manchmal schon besorgniserregend an die politisch aktive Zeit meines Ur-Ur-Großvaters
erinnert“ sagte sein Ur-Ur.Enkel am Rande der sehenswerten Rückschau, die auch als
Buch im Droste Verlag erschienenen ist.
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