750 Menschen haben sich unter dem Motto: „Europa. Jetzt aber
richtig!“ am Tag der Arbeit auf dem Rathausmarkt versammelt. 250 Bürger
beteiligten sich am Demonstrationszug, der um 10.30 Uhr vom Haus der Mülheimer
Wirtschaft an der Wiesenstraße zur Mai-Kundgebung des Deutschen
Gewerkschaftsbundes führte. Der DGB hat in Mülheim derzeit 15.000 Mitglieder.
An der Spitze der Mai-Demonstration marschierten unter den
Paukenschlägen der Trommelgruppe Pelodum Oberbürgermeister Ulrich Scholten, der
Hauptredner der Maikundgebung, Pietro Bazolli von der IG Metall, der
SPD-Bundestagsabgeordnete Arno Klare und die SPD-Kandidatin für die Wahl zur
Europäischen Parlament, Sina Breitenbruch Tiedtke.
Pietro Bazzoli nutzte seine Mairede, um „eine europäische
Politik der sozialen Gerechtigkeit und des wirtschaftlichen Fortschritts“ zu
fordern, „die alle Menschen mitnimmt und dafür sorgt, dass Mobilität, Energie
und Wohnraum kein Luxusgut werden.“
Der ehemalige Mülheimer Siemens-Betriebsratschef, der jetzt
1. Bevollmächtigter der IG Metall in Bocholt ist, warnte davor Industrie,
Energiewende und Klimaschutz gegeneinander auszuspielen statt sie im Interesse
der vom Strukturwandel betroffenen Arbeitnehmer zusammenzuführen und
entsprechende Zukunftskonzepte zu entwickeln.
Oberbürgermeister Ulrich Scholten erinnerte in seinem
Grußwort daran, dass die europäische Integration „uns 74 Jahre Frieden beschert
hat und zum Ausgangspunkt wichtiger sozialpolitischer Initiativen etwa im
Bereich der Teilzeitarbeit, der Arbeitsentgelttransparenz und der allgemeinen
Gleichbehandlung geworden ist.“ Mit Blick auf Mülheim wies der OB darauf hin,
dass seit 2007 EU-Fördermittel in Höhe von 23,7 Millionen Euro nach Mülheim
geflossen seien. Dieses Geld aus den EU-Fonds, so Scholten sei nicht nur in den
Bau der Ruhrpromenade und des Ruhrradschnellweges, sondern auch örtlichen
Unternehmen, Forschungsinstituten und sozialpolitischen Fördermaßnahmen
zugutegekommen. Die Bedeutung des EU-Binnenmarktes machte Scholten auch daran
deutlich, dass 2/3 der deutschen und Mülheimer Exporte mit einem lokalen
Volumen von jährlich 1,5 Milliarden Euro in andere EU-Staaten fließen.
Als einer der wenigen jungen Teilnehmer der Maikundgebung
forderte DGB-Kreisvorstand Filip Fischer (22) in einer sehr engagierten Rede
forderte der Jugendvertreter „gute, mitbestimmte Arbeitsplätze“ und eine klare
Absage an „Nationalismus, Rassismus und Abschottung!“ Darüber hinaus forderte
er eine gemeinsame europäische Finanzpolitik, die dafür sorge, „dass
milliardenschwere Großkonzerne weniger Steuern abliefern als jeder
Handwerksbetrieb.“
Protest für den ÖPNV
Mitglieder der
Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi nutzten die Maikundgebung auf dem
Rathausmarkt, um gegen die millionenschweren Einsparungen im öffentlichen
Personennahverkehr zu protestieren. Vor der Rednertribüne zeigten sie ein
Banner mit der Aufschrift: „Hände weg vom öffentlichen Nahverkehr. Wenn der
ÖPNV stirbt, stirbt die Stadt.“ Verdi-Sekretär Rainer Sauer kritisierte die
geplanten ÖPNV-Einsparungen von 5 Millionen Euro, „mit denen bei uns Busse und
Bahnen kaputt gespart werden, während Jugendliche freitags für mehr Klimaschutz
auf die Straße gehen und damit zeigen, dass sie offensichtlich mehr verstanden
haben als die älteren Herrn, die bei uns die politischen Entscheidungen
treffen.“ Der ÖPNV, so Sauer, müsse für alle Bürger bezahlbar bleiben.
Dieser Text erschien am 1. Mai 2019 in NRZ/WAZ
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