Sie müssen nur den Nippel durch die Lasche ziehen. So riet
uns einst Blödelbarde Mike Krüger in einem seiner Spaßhits. Doch mit dem Nippel
ist es heutzutage nicht mehr getan. Im digitalen Zeitalter sind Hardware,
Software und Pin-Codes das Maß aller Dinge. Doch eines ist auf dem Weg analogen
Nippel zum digitalen Pin gleichgeblieben. „Das ist alles ganz einfach!“
erklären uns die Verkaufsfeen aus dem digitalen Einkaufswunderland. Umso dümmer
fühlt man sich denn auch als noch analog sozialisierter Kunde, wenn der auf der
bereits bezahlte Lizenzkarte angegebene Pincode, für die Verlängerung des
Computerprogramms auch beim dritten Anlauf nicht zur Verlängerung der
gewünschten und benötigten Programmlizenz führt.
„Haben Sie den angegebenen Pincode auch korrekt eingegeben?“
fragt mich die Verkäuferin im entsprechenden Fachmarkt? Ich bin mir keines
Fehlers bewusst und dennoch habe ich als analoger Technikmuffel irgendwie ein
schlechtes Gewissen, dass ich irgendetwas falsch gemacht oder übersehen habe,
das mir den „ganz einfachen“ Zugang zur Lizenzverlängerung verwehrt und mir das
Gefühl gibt, ein Idiot zu sein, der den Ansprüchen der schönen neuen Computer-
und Online-Welt nicht genügt. Ich gebe mein Notebook, samt Pincode
vertrauensvoll in die hoffentlich heilenden Hände der Computerfachverkäuferin.
Doch auch sie muss nach dreimaliger Eingabe des Pincodes feststellen, dass das
installierte Computerprogramm nicht so will wie sie will. „Da kann ich Ihnen
leider auch nicht helfen. Ich bin nur alle 14 Tage hier und der Kollege, der
sich damit auskennt, ist leider für die nächsten 14 Tage im Urlaub“, entpuppt
sich die Fachkraft als Aushilfskraft. Ich freue mich für ihren Kollegen und
versuche es jetzt mit einem 24-Stunden-Online-Support, in der Hoffnung, dass
die Kollegen am anderen Ende der Datenverbindung nicht gerade in der
Mittagspause oder auf Mallorca sind, wo sie vielleicht gerade auch auf eine Fachkraft
warten, die ihnen hilft, den richtigen Pincode, zu finden, mit dem sie Geld aus
dem Automaten oder ihre Hoteltüre geöffnet bekommen.
Dieser Text erschien am 28. Mai 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen