Dieser Text erschien am 27. Mai 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
Dienstag, 28. Mai 2019
Erfolgsrezept Europa
Es gibt doch nichts schöneres als einen Familienausflug ins
Grüne. Im vertrauten Kreis mal was anderes sehen und erleben. Das weckt die
Lebensgeister. „Lass uns nicht immer zum Italiener gehen“, schlägt die
gastgebende Schwester ihren beiden anderen Geschwistern vor. Die lassen sich
von ihr gerne zu einer Wanderung ins Grüne überreden. Es geht bergauf und
bergab. Der Appetit wächst mit der Aussicht auf die Einkehr in ein Landgasthaus
mit gutbürgerlicher deutscher Küche. Mal schauen, was wir uns leckeres gönnen.
Auf jeden Fall haben wir uns ein gutes Mittagessen verdient, wenn wir denn
unser ersehntes Ziel im Grünen erreichen, das wir noch aus Kindertagen in guter
Erinnerung haben. Und siehe da: Die Waldwege, die dort hinführen, sind immer
noch so grün und schattig wie früher. Und endlich kommen auch die
Hinweisschilder des Restaurants in Sicht, dessen Küche uns stets das Wasser im
Munde zusammenlaufen ließ. Doch nicht in Sicht kommen leider die netten
Gastwirtsleute und ihre plakativ ausgehängten Speisekarten mit Schnitzel,
Braten, Spätzle und Co. Die drei hungrigen Wanderer aus der Stadt sehen
buchstäblich schwarz. Kein Leben mehr im alten Gasthaus. Alles leer und
schwarz, wenn man durch die Fenster ins Innere schaut. Hier ist der Ofen
offensichtlich schon länger aus, den alten Hinweisschildern an der Straße zum
Trotz. Nach einer kurzen Verschnaufpause auf der Bank vor dem geschlossenen
Gasthaus müssen die jetzt nicht nur hungrigen, sondern auch geschafften und
frustrierten Wandersleute den Rückweg in die Stadt antreten. Müde, ausgehungert
und reumütig kehren sie bei ihrem verschmähten Italiener ein und werden von ihm
wie immer freundlich und fürstlich mit Pizza, Pasta, Kaffee und Eis bewirtet. Wie
schön kann doch Europa sein, wenn man dort Freunde findet, die einen nicht im
Regen stehen und am langen Arm verhungern lassen. Hoffentlich gilt das auch für
die politischen Köche im jetzt gewählten Europaparlament, damit uns der Appetit
auf Europa nicht vergeht und wir auch in der Zukunft nicht hungrig in die Röhre
schauen müssen, weil zu viele politische Köche den Brei verdorben und dafür gesorgt haben, dass der Ofen für uns
aus ist.
Dieser Text erschien am 27. Mai 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
Dieser Text erschien am 27. Mai 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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