So sieht die Oberhausener Straße heute aus |
Wir
schauen auf die Oberhausener Straße anno 1910. Eine Postkarte aus dem
Stadtarchiv macht es möglich. Seit 1897 heißt es auch für die Styrumer: „Bitte
einsteigen“, wenn die Straßenbahn kommt. Die fährt damals im
Sieben-Minuten-Takt Richtung Mülheim und Oberhausen und befördert damals bereit
9 Millionen Fahrgäste pro Jahr. 31.000 der über 100.000 Mülheimer leben damals
in Styrum. Zum Vergleich: Heute leben 16.000 der ins insgesamt 172.000
Mülheimer in Styrum. Der Stadtteil, der von 1878 bis 1904 eine eigenständige
Bürgermeisterei war, zu der auch Dümpten und Alstaden gehörten, ist durch das
1871 von August Thyssen gegründete Stahlwerk groß geworden. Die Vorgängerin der
jetzt neu gebauten Thyssenbrücke überbrückt erst ab 1911 die Gleise der 1862
eröffneten bergisch-märkischen Eisenbahnlinie, die Thyssen nach Styrum geholt
und den ursprünglich bäuerlich geprägten Ort industrialisiert hat. 1910 muss
die Straßenbahn ihre Fahrt von Mülheim in Richtung Oberhausen noch an einem
beschrankten Bahnübergang unterbrechen, was ihren Fahrplan regelmäßig aus dem
Takt bringt. Direkt am Bahnübergang können sich die Fahrgäste in der Gaststätte
Biegmanns Hof mit einem schnellen Bierchen verkürzen. Biegmanns Hof ist damals
eine von 33 Styrumer Gaststätten. Auch 1910 ist die 2,2 Kilometer lange Oberhausener
Straße eine belebte Wohn- und Geschäftsstraße. Einige der dort in der
Kaiserzeit errichteten Häuser haben den Zweiten Weltkrieg überstanden. Auch um
1910 gehören zu den neuen Styrumern viele Zuwanderer aus Deutschland und seinen
Nachbarländern, die im aufstrebenden Industrieort Arbeit, Brot und Zukunft
suchen. Und auch damals schon passiert die Straßenbahn auf der Oberhausener
Straße den Marienplatz und die in den 1890er Jahren unter anderem mit Geld von
August Thyssen errichtete Kirche St. Mariae Rosenkranz. Auch das Gebäude der
heutigen Willy-Brandt-Schule, das wir am Horizont erkennen gehört zu den
Konstanten an der Oberhausener Straße. Anno 1910 lernen dort katholische
Volksschüler in 16 Klassen fürs Leben. Die 1908 eröffnete Schule ist modern
eingerichtet, verfügt unter anderem über eine Turnhalle, eine Schulküche,
Handwerksräume und einen Schulgarten. 1968 wird aus der Volks-eine Haupt- und
1986 eine Gesamtschule.
Dieser Text erschien am 20. Mai 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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