Immer öfter begegnen mir bei meinem Gang durch die Stadt
Flaschen. Ich meine nicht die Flaschen, an die Sie vielleicht denken. Von ganz
normalen Flaschen ist die Rede. Sie haben recht. Was bitte ist heute noch
normal, zumal, wenn von Flaschen die Rede ist? Also ich rede jetzt von
Glasflaschen. Dabei handelt es sich in 9 von 10 Flaschen um Flaschen, in denen
vorher Bier abgefüllt war. In einer Stadt, in der der Oberbürgermeister
politisch in die Zwickmühle gekommen ist, weil er von Amtswegen und damit auf
Kosten der Stadt und ihrer Steuerzahler die eine oder andere Flasche Wein zu
viel geleert hat, stellt sich die Frage: Warum kümmert sich niemand um die
leeren Bierflaschen, die als Leergut ungenutzt im Stadtgebiet herumstehen.
Haben die durstigen Herrschaften, die sie achtlos zurückgelassen haben zu viel
Geld in der Tasche als das sie ihr Leergut im nächsten Getränke- oder
Supermarkt als Pfandgut zu Geld machen? Wahrscheinlich nicht. Es wird wohl so
sein, dass sie nicht nur eine Flasche Bier geleert und am Ende einfach den
Überblick verloren haben. Wenn man erst mal einen bestimmten Promille-Bereich
überschritten hat, ist einem eigentlich alles Wurst und man sieht den Wald vor
lauter Bäumen nicht mehr, geschweige denn die nächste Rückgabemöglichkeit fürs
teuer ausgetrunkene Leergut. Jetzt frage ich mich, ob der OB seinen weinseligen
Schnitzer vielleicht dadurch wiedergutmachen könnte, in dem er das herrenlose
Leergut aus dem Stadtgebiet entfernt oder entfernen lässt und die daraus
resultierenden Erlöse dem sich zu Tode sparenden Stadtkämmerer zugutekommen
ließe. Vielleicht würde das dann auch die Stimmung im Verwaltungsvorstand wieder
um einige Promille heben. Aber ich gebe zu. Das ist eine Schnapsidee. Denn wenn
unsere Stadtspitzen plötzlich so gute Laune bekommen, dass sie sich vielleicht
auch noch die eine oder andere Weinflasche ohne Pfand gönnen, dann sind wir
wieder da, wo wir ja gar nicht mehr hinwollten.
Dieser Text erschien am 6. Mai 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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