Sonntag, 2. September 2018

Sich die Last von der Seele schreiben


Der Name ist Programm. Und deshalb hat die Caritas ihrem Fachdienst für Rehabilitation und Integration jetzt auch einen neuen Namen gegeben. Ab sofort leitet Dagmar Auberg den Fachdienst für soziale Teilhabe und Integration.

„Dahinter steckt der Ansatz, dass es nicht nur darum geht Menschen durch Rehabilitation wieder fit zu machen, sondern auch dafür einzustehen und zu arbeiten, dass auch Menschen mit Einschränkungen das Recht auf soziale Teilhabe haben“, erklärt Auberg.

In ihrem Verantwortungsbereich kümmern sich derzeit 45 Mitarbeitende zum Beispiel um Langzeitarbeitslose, Flüchtlinge und Zuwanderer, psychische kranke Menschen, Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind.

Die in ihren Fachdienst geleistete und vom Landschaftsverband Rheinland finanzierte Arbeit ist Teil des seit zehn Jahren von den Mülheimer Kontakten und der Caritas ökumenisch getragenen und im katholischen Stadthaus an der Althofstraße 8 ansässigen Sozialpsychiatrischen Zentrums Mülheim an der Ruhr.

Mit einer Tagesstätte, dem Angebot betreutes Wohnen und einer Tagesstätte erreicht das Zentrum rund 300 psychisch Menschen, die sich mit seiner Hilfe zurück ins Leben kämpfen. Ein Baustein der dort geleisteten Sozial- und Integrationsarbeit ist die dreimal im Jahr erscheinende Zeitschrift: „Datt is irre“, die auch im Katholischen Stadthaus gedruckt und mit 2000 Exemplaren kostenfrei in Bibliotheken, Arztpraxen, Apotheken und Beratungsstellen des westlichen Ruhrgebietes ausgelegt wird.

Die von psychisch kranken Menschen geschriebenen Texte sind eine Mischung aus Poesie und journalistischer Lebenshilfe. Das Themenspektrum, dass die Redaktion um Caritas-Mitarbeiterin Birgitta Becker bearbeitet, ist so bunt, wie das Leben. Einsamkeit, Liebe und Hass, Leistungsdruck, Überforderung oder die Auswirkungen von Diagnosen werden beschrieben.

Die für Interessierte offene Redaktion der Zeitschrift trifft sich montags um 15 Uhr im Katholischen Stadthaus, um ihre Texte zu lesen, zu diskutieren und abschließend in einer demokratischen Abstimmung ins Blatt zu heben oder zur Überarbeitung zurückzustellen.

Mit der Zeitschrift, die am 30. August ihr 25-jähriges Bestehen feiert, ist auch ihre Druckmaschine in die Jahre gekommen. Deshalb suchen Birgitta Becker und ihre Redaktionskollegen jetzt nach Unterstützung für die Neuanschaffung einer Druckmaschine.

„Ich finde, unsere Texte haben Tiefgang und ich wünschte mir, dass mehr Menschen den Mut hätten, sie zu lesen“, sagt einer der Autoren. Und einer seine Kolleginnen macht klar: „Depression ist längst kein Randthema mehr. Immer mehr Menschen sind betroffen. Längst ist sie zur Volkskrankheit geworden!“ Die Tatsache, dass Lehrer, Krankenschwestern und Gartenarchitekten mit am Tisch sitzen, die durch ihre Erkrankung aus dem Berufsleben gerissen worden sind und jetzt wieder auf dem Weg ins Leben sind, unterstreicht diese Tatsache. Für Dagmar Auberg steht fest, „dass hier eine sehr niederschwellige und nachhaltig wirksame Arbeit geleistet wird, von der man nur hoffen kann, dass sie Interesse von Integration und sozialer Teilhabe auch langfristig von den Landschaftsverbänden finanziert wird.“  Kontakt und Information über Birgitta Becker unter: 0208-308543 oder birgitta.becker@caritas-muelheim.de

Dieser Text erschien in NRZ/WAZ vom 30. August 2018

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