Donnerstag, 13. September 2018

Ohne Jugend ist kein Staat zu machen

Unter der politisch aktiven Jugend Mülheims ist eines über alle Parteigrenzen hinweg politischer Konsens: „Wir brauchen in allen Schulen der Stadt einen Wlan-Zugang zum schnellen Internet.“ Das war schon mal ein guter Grund, den der Vorsitzende des Rings der politischen Jugend, Marcel Helmchen, (20) von der Jungen Union, die Vorsitzende des 18-köpfigen Jugendstadtrates, Klara Aus der Fünten (18), die Juso-Chefin, Laura Libera (24) und Franziska Ristok von der Grünen Jugend ihren 120 Zuhörern in der Broicher Schulaula nennen konnten, als es um die Frage ging: „Was bringt es mir als Jugendlicher, mich politisch zu engagieren.

„Wenn ihr keinen Bock auf Parteien habt, könnt ihr euch auch in Verbänden, Vereinen, Bürgerinitiativen und anderen Nicht-Regierungs-Organisationen engagieren“, ließ Moderator Fabian Jaskolla (21) die Zehntklässler des Gymnasiums Broich wissen. Der Student, der selbst sein Abitur an ihrer Schule gemacht hat, kam über die katholische Jugendarbeit zu den Grünen. „Was habt ihr denn schon für Jugendliche erreichen können?“ wollte ein Schüler wissen.

„Wir bereiten gerade ein Rockkonzert vor. Außerdem planen wir ein Treffen mit Schülervertretern, um von ihnen zu erfahren, wo sie der Schuh drückt. Und wir arbeiten in den Ausschüssen des Stadtrates mit und bringen dort die Sichtweise der Jugendlichen ein“, berichtet die Vorsitzende des Jugendrates.

„Wir haben zum Beispiel schon eine Disco und ein Demokratie-Seminar für Jugendliche organisiert“, erzählt der Vorsitzende des Rings der politischen Jugend. Die Jura-Studentin Laura Libera und ihre Jungsozialisten in der SPD machen sich, wie sie erklärt, bei ihrer Mutterpartei für die Errichtung eines Wohnheims für Auszubildende und für die Einführung eines dem Studententicket vergleichbaren Azubi-Tickets für Bus und Bahn stark. „Das wird aber noch länger dauern, bis wir das durchsetzen können. Denn dabei geht es auch um Geld“, weiß Libera.

„Sicher wäre es auch toll, wenn in Mülheim am Freitagabend mal mehr los wäre und Jugendliche nicht in eine andere Stadt fahren müssten, um zu feiern“, sind sich Klara Aus der Fünten und Franziska Ristok einig. Und Marcel Helmchen fände es wegweisend, wenn sich nicht nur seine Mutterpartei dem Vorschlag der Jungen Union anschließen könnte, in Mülheim eine Recyclingstation für Plastikmüll einzurichten.

Für Franziska Ristock ist es wichtig, „dass wir unsere Ideen als Jugendliche einbringen, damit sie in die politischen Entscheidungen und Programme der Parteien einfließen können..“
„Dass so viele Menschen in Armut leben müssen und Rechtsextreme wieder auf die Straße gehen“, beunruhigt nicht nur zwei Zehntklässler aus dem Auditorium.

„Das gefällt mir auch nicht. Und deshalb engagierte ich mich auch in der Partei, deren Programm mir am ehesten zusagt. Denn in so einer Welt will ich nicht leben. Die Demokratie sagt uns: ‘Entscheide dich oder ich verlasse dich!’“,  ermuntert Libera ihre nur wenige Jahre jüngeren Zuhörer dazu, ihrem Beispiel zu folgen.

„Ich bin besser informiert und habe viele interessante Menschen mit unterschiedlichen Meinungen und Lebenserfahrungen kennen gelernt“, beschreibt der junge Christdemokrat und Politik-Student Marcel Helmchen den Mehrwert seines politischen Engagements. Ähnliches hat Jugendstadträtin Klara Aus der Fünften erfahren: „Ich bin sehr positiv auf mein Engagement angesprochen worden. Außerdem habe ich gelernt, frei vor Leuten zu sprechen, Themen zu recherchieren und Veranstaltungen zu planen“, sagt sie.

Dieser Text erschien am 13. September 2018 in der NRZ

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